Mo Edoga
Ein Turm aus Balken, Brettern und Ästen – “der Signalturm der Hoffnung” war der DOCUMENTA-IX-Beitrag des in Mannheim lebenden nigerianischen Künstlers Mo Edoga.
Tagtäglich bis zum Ende der hunderttägigen Ausstellung baute Mo Edoga an seinem Turm. Fast jeder Besucher der documenta hatte den Mann mit den gelben Gummihandschuhen gesehen. Dort auf dem Friedrichsplatz zwischen dem Kirchturm der Elisabethkirche und der ersten und letzten Eiche von Beuys’ 7000-Eichen-Aktion vor dem Fridericianum, diskutierte er mit dem Publikum über seine Arbeit.
Seit Jahren verknotet und verbindet Mo Edoga mit Fäden und Palettenbändern Industrieabfälle und Schwemmhölzer zu bis zu zwanzig Meter hohen Freiluftplastiken. Ob leere Dosenteile, Flaschen oder eine Klobrille – Mo Edoga kann alles gebrauchen, was seine Phantasie anregt. “Was ich mache, ist Kunst, die auf abendländischem Mist gewachsen ist.” Die nicht-euklidisch beschreibbaren Regeln seiner Statik und Ästhetik lehrt er inzwischen an der Kasseler Kunsthochschule.
Genausowenig, wie sich die Kunst des promovierten Neurochirurgen, Handwerkers, Philosophen und Lehrers Mo Edoga einordnen läßt, kann man das mit seiner Person tun. Fragen zu Herkunft und Ausbildung spielen für ihn keine Rolle. “Kommt und schaut und staunt, hört einfach zu, das genügt schon!”
“Ich habe keine ethnische Tradition – ich habe eine künstlerische Tradition, die geht von Leonardo da Vinci bis Joseph Beuys.” Prägend für sein künstlerisches Schaffen war die “kindlich-schöpferische Phase”, die, wie er meint, für jeden Künstler, egal, welcher Herkunft, die wichtigste Rolle spielt. “In dieser Zeit engrammiert der Künstler wichtige Daten, z.B. das taktile Gedächtnis der Fingerspitzen. Deshalb plädiere ich auch dafür, daß Kinder in der abendländischen…