Jürgen Raap
Mittlere Preislagen
Die Zahlen im Vorfeld der ART COLOGNE 92 waren alarmierend gewesen: einen Umsatzrückgang von rund 50 % auf 100 Millionen FF gegenüber dem Vorjahr meldete die Pariser Kunstmesse »FIAC« Ende Oktober. 1989 konnte dieser Kunstmarkt sogar noch 300 Mill. FF Umsatz verbuchen, doch Gerhard F. Reinz, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Galerien (der die ART COLOGNE ausrichtet), wiegelte ab: »Bei uns in Deutschland hat es die vielbeschworene Kunstmarkt-Krise doch gar nicht gegeben. Anders als in Paris oder New York wurden in Köln nie die spektakulären, überteuerten Zehn-Millionenkäufe gemacht«.
Der »Preisrekord« am Rhein lag 1992 denn auch »nur« bei 1,4 Mill. DM für ein Baselitz-Bild von 1967 (Galerie Hirschmann, Frankfurt). Die Galerie Gmurzynska (Köln) fand für Collagen und ein großes Ölbild von Kurt Schwitters (15.000 – 500.000) neue Besitzer, Meyer-Ellinger (Frankfurt) verkaufte von Chillida eine Collage für 100.000 und eine Erdskulptur für 200.000 DM. Zufrieden konnten auch jene Anbieter sein, die informelle Kunst (Nay, Schumacher) für sechsstellige Summen im Programm hatten, Reinz selbst z.B. erzielte damit »die besten Messeergebnisse seit langem«.
Gelassen wie immer blieb Verbandschef Reinz auch angesichts der Tatsache, daß die Galeristin Tanja Grunert zusammen mit einigen anderen jüngeren Kollegen unter dem sinnigen Titel »Unfair« auf der anderen Rheinseite in der »Balloni«-Halle zeitgleich einen zweiten Kunstwochenmarkt organisiert hatte: »Wir sehen das nicht als Gegenveranstaltung, sondern als Bereicherung und begrüßen es, daß junge Galeristen ein Forum gefunden haben, sich unter günstigeren wirtschaftlichen Bedingungen zu präsentieren«, meinte Reinz mit leicht gönnerhaftem Unterton.
Denn neben der »Übergröße« und dem Auswahlprinzip kritisieren die »Unfair«-Initiatoren…