Jürgen Raap
»Mitten in der Region«
Jürgen Raap im Gespräch mit Michael Fehr, Direktor des Karl Ernst Osthaus-Museums, Hagen
J. R.: Das von Karl Ernst Osthaus begründete, von Henry van de Velde innenarchitektonisch konzipierte und dann 1902 als Museum Folk-wang eröffnete Hagener Museum galt in einer Zeit, als die meisten Museen noch historisch orientiert waren und die jeweilige Gegenwartskunst eher von den Kunstvereinen abgedeckt wurde, damals als weltweit erstes Museum für zeitgenössische Kunst. Sie haben im vergangenen Jahr die Räume renoviert und wesentliche Teile der alten, von Henry van de Velde konzipierten Inneneinrichtung wieder hergestellt. Damit kommt die eigentümliche ursprüngliche Konzeption wieder zur Geltung, das Museum als einen Organismus aufzufassen, als “ein in sich differenziertes Ganzes”, dessen Teile so, wie Organe zusammenwirken, sich aufeinander beziehen und gegenseitig ergänzen. Welche Konsequenzen hat das für Ihre Ausstellungsinszenierungen?
M. F.: Das hat zunächst einmal Konsequenzen in bezug auf die Präsentation unserer Sammlung, d.h. hinsichtlich der Frage, wie man ein solches Haus als Museum betreibt. Das übliche Museum ist ja eine “Anstalt”, also ein Gehäuse, das durch seine architektonische Anlage – seine Aufteilung in Entrée, Flügel, Säle, Wände und (eventuell durch Vitrinen definierte) Plätze – Objektivität suggeriert, insofern innerhalb dieser linearen Struktur das jeweilige Ausstellungsgut nach verschiedenen Taxonomien angeordnet werden kann. Hier in Hagen können wir eine solche lineare Struktur allenfalls in einem Raum, dem sogenannten großen Bildersaal, realisieren. Ansonsten erzwingt das von van de Velde entwickelte Gehäuse in der Tat eine reflexive Hängung, die jedes ausgestellte Objekt in mehrfache, mehrdimensionale Bezüge versetzt, durch die es…