Jürgen Raap
Mit freundlicher Unterstützung von…
SPONSORSHIP: ZAUBERFORMEL ODER SCHRECKGESPENST?
Sie beschloß, dem Manne, dessen Musik sie bis ins Innerste aufgewühlt hatte, dessen Wesen ihr verwandt schien, auf eine taktvolle Weise zu helfen, und sie bestellte bei ihm eine Komposition für Geige und Klavier gegen ein ungewöhnlich hohes Honorar.”1
Mit diesen Worten beschreibt der amerikanische Musikwissenschaftler Everett Helm, aus welchem Motiv und in welcher Form die russische Adlige Nadeshda von Meck eine finanzielle Unterstützung des Komponisten Peter Tschaikowsky in die Wege geleitet hatte. Später kam der Musiker in den Genuß einer regelmäßigen Apanage – im 19. Jahrhundert neben Ankäufen und Aufträgen die gebräuchlichste Form post-feudalistischen Mäzenatentums.
Das Verhältnis des stets von Geldnöten geplagten Genies zu seiner Wohltäterin ist ein interessantes Lehrbeispiel für die oftmals höchst komplizierte persönliche Verquickung zwischen Förderer und Gefördertem. Tschaikowsky-Biograph Helm versucht nämlich den Eindruck zu korrigieren, die überlieferten Bittbriefe des Musikers um zusätzliche Hilfe, so beschämend und peinlich sie auch zuweilen anmuteten, hätten nicht nur dem Zweck gedient, die um einige Jahre ältere Frau lediglich ihres Geldes wegen zu hofieren. Sie wiederum hätte auch noch andere Motive zur Großzügigkeit gehabt als bloß die Tatsache, daß ihr ein berühmter Komponist schmeichelte, indem er ihr seine Werke widmete, oder daß sie sich Mit-Unsterblichkeit erkaufen konnte: “Ohne sentimental zu werden, darf man von einer ‘Seelenverwandtschaft’ sprechen, von einer gegenseitigen Sympathie, die hier an die Stelle physischer Liebe trat”, so Helm.2 Für die kurz zuvor verwitwete Aristokratin hätte ein neues, aufregendes Leben mit einer, wenn auch distanzierten Partizipation am Bohème-Flair begonnen, der Musiker seinerseits…