Gislind Nabakowski
Mit den Göttinnen Kontakt aufnehmen
– “und auch das Anliegen finanziell tragen”
zum Fest der 1000 Frauen in der Frankfurter Oper
Die 39 Frauen traten an die große Dreiecksform, die aus ebenso vielen Tellern aufgebaut war und wurden von Judy Chicago, die samt Ehemann und zwei Begleiterinnen aus Californien gekommen war, vorgestellt.
So erfuhr jede der anwesenden Frauen in Kostüm, um welche Urgöttin und Künstlerin es sich handelt. Das Licht im Saal war feierlich abgedimmert. Als die 39 Frauen im Dreieck – einem mystischen Zeichen für Weiblichkeit -standen, summten sie einen spiritistischen Ton und faßten sich an den Händen. Sofort schwappte der Summton auf 600 weitere Frauen der Kostüm-Gala über. Auch sie faßten sich an den Händen und summten. Tränen der Rührung bei den einen – ein flaues und banges Gefühl im Magen bei anderen. Zu dieser Nacht in der Alten Oper hatte Dagmar von Garnier geladen. Seit etwa eineinhalb Jahren ist die »Folkloretanzlehrerin« Leiterin eines »Dinner Party Kunst- und Kulturvereins e.V.«, dessen Ziel angeblich darin besteht, ein Kunstwerk in die Bundesrepublik zu holen. Straff organisiert und mystisch geplant war die Opern-Gala schon seit langem. Jede Teilnehmerin mußte 390,-Mark für den Eintritt berappen. Journalistinnen wurde »nur« 130,- Mark abgeknöpft, warmes Büffet inklusive. Als die Bildhauerin Judy Chicago in Frankfurt aus dem Flugzeug stieg und von einer Übersetzerin das Programm für die nächsten Tage erfuhr, »hatte sie fast einen Nervenzusammenbruch«.
In blumigen Rundschreiben hatte vor Monaten Dagmar von Garnier erklärt, daß die Einnahmen der Gala-Nacht in der Alten Oper dazu verwandt würden, das…