Sabine Elsa Müller
Mit anderen Augen
»Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie «
Kunstmuseum Bonn, 25.2. – 8.5.2016
Photographische Sammlung, Köln, 26.2. – 29.5.2016
Hier passt nichts zusammen. Der dunkle Anzug ist viel zu groß und doch wirkt der hochaufgeschossene Junge darin unangenehm eingezwängt, zur Schau gestellt in diesem putzigen Kinderzimmer, aus dem er herausgewachsen ist, wie er in den Anzug vielleicht ja noch reinwächst. Das einzige, was von dieser Schieflage unberührt bleibt, ist das Gesicht. Die 14jährigen Jungs in ihren Konfirmandenanzügen aus der Serie „Vierzehn. 2010“ von Eckhard Korn sind im Geist an einem ganz anderen Ort, weit weg von Konfirmation und Kinderzimmer. Der Fotograf, 1986 in Hamburg geboren, kann sich vielleicht noch gut an dieses innere Flüchten erinnern. Er ist selbst gerade zehn Jahre älter als seine Protagonisten und gehört damit zu den jüngsten Teilnehmern der im Kunstmuseum Bonn eingerichteten Ausstellungsabteilung der „Bildkonzepte im Bereich der Porträtfotografie in Deutschland“. Was interessiert junge Künstler an diesem Sujet in einer Zeit, in der „alle Menschen ihr Bildnis endlich nach eigenem Gusto ohne technische Fertigkeiten und nennenswerten materiellen Einsatz gestalten (können)“, wie Klaus Honnef im Katalog schreibt. Brauchen wir überhaupt noch Porträtfotografie im Smartphone-Zeitalter?
Die zweiteilige Ausstellung – parallel widmet sich die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur in Köln einem betont dokumentarischen Ansatz – scheint geradezu den Beweis dafür antreten zu wollen. Eckhard Korn jedenfalls bezeichnet das Porträtieren eines Menschen als „etwas sehr Bodenständiges“, das er „als eine interessante Herausforderung“ empfinde. Und in der Tat kann man das schon eine Herausforderung nennen, Bildnisse zu…