Ayse Erkmen
Mißverständnisse sind Teil des Werks
Ein Gespräch von Peter Herbstreuth
A. E: Natürlich müssen die Fragen auch ohne Antworten interessant sein.
P. H.: Warum schicken Sie das voraus?
Ohne Fragen keine Antworten.
Die Antworten sind reicher als die Fragen. Und der Verlauf ist nicht von vornherein gegeben. Das ist bei Ihren Projekten in Recklinghausen und Münster, woher Sie gerade kommen, doch auch so. Wie läuft es?
Recklinghausen
In Recklinghausen mache ich den zweiten Teil zu einer Ausstellung im Kunstverein Arnsberg 1995. Ich leihe mir Bilder von einer Image-Bank, lasse sie vergrößern und in die Räume der Kunsthalle Recklinghausen einsetzen.
Was ist eine Image-Bank?
Sie vermietet Fotos für Werbezwecke. Der Preis hängt davon ab, wie lange, wofür und in welchem Verbreitungsradius man sie verwendet. Danach gibt man sie wieder zurück und sie können wieder von anderen für beliebige Zwecke verwendet werden. In den Angebotskatalogen sind die Motive in fünf Kategorien unterteilt: Reise, Sport, Lebensstil, Natur, Geschäft/Arbeit. Auffallendstes Merkmal dabei ist, daß es weder Leid noch Krankheit in diesen Bildern gibt. Für die Ausstellung habe ich ein Motiv von jeder Kategorie vergrößern, jeweils horizontal in drei Teile schneiden und in den drei übereinanderliegenden Räumen vom Boden bis unter die Decke als Bildwand einsetzen lassen. Der untere Teil jedes Bildes ist in der untersten Etage, der mittlere in der mittleren Etage und der obere Teil in der obersten Etage. Langweile ich Sie?
Langweile ich Sie mit der Frage, weshalb Sie diese anonymen Bilder gerade in Recklinghausen verwenden?
Sie sind sehr real und gleichzeitig sehr irreal. Und mir scheint, wir können nicht…