Ursula Maria Probst
Misha Stroj
»Keiner will sie geschenkt, sie muss sich also verkaufen!«
Salzburger Kunstverein, 14.2. – 15.4.2007
Misha Stroj wählt für seine Rauminstallation im Salzburger Kunstverein den Titel “Keiner will sie geschenkt, sie muss sich also verkaufen!”, und ergänzt ihn durch den Begriff des “Bestreitens” als Orchestrierung jener Unstimmigkeiten, die in direkter Weise auf die ökonomischen Verhältnisse zwischen Kunst, Bedürfnisindustrie und reproduzierendem Kapital anspielen. Inspiriert wurde Misha Stroj für die Rhetorik des Titels “Keiner will sie geschenkt, sie muss sich also verkaufen!” von Pierre Klossowski’s Essay “Die lebende Münze” (1972), aus der er auch die Formulierung von der “Travestie pathologischer Nützlichkeit” als operative Interventionstaktik zitiert.
Misha Stroj’s Installationen kennen keine medialen Schranken in ihrem methodischen, semantischen und formalen Insistieren gegenüber der gegenwärtigen ästhetischen, kulturellen und ethnischen Funktion der Kunst. Sie bestehen aus disparaten, referenzreichen skulpturalen Arrangements, Fotografien, Zeitungsausschnitten, Zeichnungen, Textfragmenten und Ready Made Objekten durch deren formale und diskursive Überlappungen es Misha Stroj gelingt, kulturelle und kunsthistorische Distanzen zu überwinden. Bereits in seiner Selektion fotografischer Reproduktionen von Filmstills aus “Vivre sa vie” von Jean-Luc Godard (1962), “Metropolis” von Fritz Lang (1926), “Miracolo a Milano (Das Wunder von Mailand)” von Vittorio De Sica (1951) oder “Nobody Knows” von Kore-eda Hirokazu (2004) wendet sich Misha Stroj gegen die emotionale Neutralisierung eines entfremdeten Blickes und appelliert an dessen Körperlichkeit. Eine vielschichtige Bild- und Sprachrhetorik entsteht, welche moderne Mythologien mit der mythologischen Erzählung von Aktaion und Diana verbindet. Aktaion als Lustwesen gerät in den Einflussbereich der Göttin, die sich eines Dämons als Mittler…