Mischa Kuball
Res.o.nant
Jüdischen Museum 17.11.2018 bis 2019
von Emmanuel Mir
Als Künstler braucht es eine gute Portion Mut und ein Übermaß an Selbstvertrauen, um sich im Jüdischen Museum von Daniel Libeskind einzunisten und dort mit Licht und Raum zu arbeiten. Als ob diese zwei Komponenten gerade da zu kurz kommen würden. Mischa Kuball scheint es jedenfalls weder an Mut noch an Selbstvertrauen zu fehlen, denn er hat sich in die Höhle des Architekten begeben und zwei der großen „Voids“-Bereiche sowie weitere Spots des Museums bespielt. Die in Berlin entstandene „Resonanz“ ist sowohl als Kommentar zur vorhandenen Architektur als auch als Reflektion der Institution zu verstehen, mit eigenen Akzenten und ohne devote Hintertöne.
Kuballs erste Intervention findet man schon im Treppenhaus zum untergeschossigen Ausstellungsbereich. Ein rotierender Projektor kreist um sich selbst und wirft abwechselnd einen Lichtkreis oder -quadrat an die Wände. Weil es alle wesentlichen Bestandteile des Übergangsraums erfasst, fungiert das Licht hier als Hervorhebung des Vorhandenen und rückt wenig beachtete Architekturdetails ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Der funktionale Charakter der Treppe, die beeindruckende Höhe des Schachts oder die Struktur eines Abluftgitters – alles Dinge, die bisher nicht bewusst gesehen wurden – bekommen dank der Lichtmarkierung ein neues Gewicht.
Weiter unten stoßt man schnell auf einen der Voids, dieser von Libeskind leer gelassenen und von Kuball wieder freigelegten Räume, die, so das Museum, die „Abwesenheit der Juden in der deutschen Gesellschaft“ spürbar machen sollen. Die Situation ist also heikel, aber Kuball löst die ästhetisch-ethische Herausforderung des Ortes auf geschickte Weise: Er geht…