Mischa Kuball
Licht auf Kirchner
Im Labor der Wahrnehmung 20.11.2016 – 30.04.2017
von Thomas W. Kuhn
Ein künstlerischer Dialog des Konzeptkünstlers Mischa Kuball mit dem Maler Ernst Ludwig Kirchner – das klingt beim ersten Hören gewagt. Hier die Arbeit mit dem Licht, ihren Apparaten und Erscheinungsformen, dort Malerei, Skulptur und Grafik als Medien des künstlerischen Ausdrucks. Solch ein Dialog setzt ein gewisses Maß an Mut der Beteiligten voraus und dies schließt den Museumsdirektor Thorsten Sadowsky naturgemäß mit ein. In Davos setzen beide ihre frühere Zusammenarbeit an anderen Orten fort.
Initial für das Projekt in der Schweiz war die Ausstellung über das fotografische Schaffen Kirchners 2015/16. Hier schöpfte das Haus aus seinem Fundus von über 1.300 Negativen mit Aufnahmen des Malers. Sie beinhalten Porträt- und Landschaftsaufnahmen, nebst Reproduktionen der eigenen Werke. Darüber hinaus fanden sich in den Beständen eine Reihe von „verunglückten“ Aufnahmen, unscharf oder überbelichtet. Aus diesem fotografischen Werk erwuchs die Frage nach dem Licht bei Kirchner, genauer: nach Licht und Schatten.
Letzteres ist ein explizites Thema seiner Malerei der 1920er und 1930er Jahre, allerdings leicht zu übersehen, da sich die Schatten der Figuren in Kirchners flächiger Malweise kaum durch räumlichen Illusionismus zu erkennen geben und in ihrer bewegten Linienführung leicht als Ornamente zu missdeuten sind. Schauplatz des Dialogs ist der abgedunkelte Wechselausstellungsraum, in den Kuball einen zweiten Raum eingebaut hat. Der Eröffnungsredner Reinhard Spieler bezeichnete diesen Einbau sehr passend als „Cella“, dem Allerheiligsten in antiken Tempeln. Hier spielt Kuball auch auf das Höhlengleichnis Platons an, das sein Werk konstant begleitet.
Dieser Raum beinhaltet…