Thomas W. Kuhn
Mischa Kuball
»NEW POTT – 100 Lichter / 100 Gesichter«
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, 28.10.2010 – 30.4.2011
100 Menschen aus 100 Nationen suchte Mischa Kuball (*1959) seit 2009 in verschiedenen Städten des Ruhrgebiets auf. Als Gastgeschenk brachte er je eine Stehlampe mit, in deren Glaskugel Worte aus dem 3. Kapitel des Johannes-Evangeliums graviert waren: „lux venit in mundum et dilexerunt homines magis tenebras quam lucem“, auf Deutsch: das Licht kam in die Welt und doch schätzten die Menschen die Dunkelheit mehr als das Licht. Kuball führte mit diesen Menschen Gespräche – die auch filmisch aufgezeichnet wurden – über ihr Leben im Ruhrgebiet, ihre Herkunft und die Migration. Fotograf Egbert Trogemann machte abschließend Fotoaufnahmen der Privaträume, mit und ohne Gesprächspartner Kuball’s, die als 200 Schwarzweißfotografien jeweils paarweise untereinander in der Kunstsammlung der Ruhruniversität (RUB) gehängt wurden, begleitet von einem Monitor, über dessen Touchscreen die Aufzeichnungen der meisten Gespräche abrufbar waren. Die Gespräche offenbaren ein breites Spektrum an Motiven für die Migration und das Leben im Ruhrgebiet, die einhergehend mit den unterschiedlichen Erzählweisen und Temperamenten einen Teil der Vielfalt der Region vor Augen führen. Das übergeordnete Ausstellungskonzept „Mapping the Region“ im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010, das auf der Grundlage der geografischen Grenzen des Gebiets alternative Orientierungen und Verortungen suchte, findet sich also bei Mischa Kuball klar umgesetzt.
Ob NEW POTT im engeren Sinne ein künstlerisches Projekt ist, darf angesichts des Inhalts, der formalen und medialen Umsetzung aber durchaus diskutiert werden. Die formalen Gemeinsamkeiten mit Reportage und Dokumentation stehen dem Journalismus und der…