Frank-Alexander Hettig
Miroslaw Balka
Van Abbemuseum, Eindhoven, 12.2. – 17.4.1994
Die Reflexion der persönlichen Geschichte und gleichzeitig die allgemeine Vergegenwärtigung derselben veranschaulicht Miroslaw Balka. Fragmente von Erinnerung, Erfahrung und Wissen von Balka bilden die Komponenten dieses stillen Initiationsweges durch die Museumssäle. Genau in der Mitte dieses Weges wird der Besucher am deutlichsten mit dem Erleben von Zeitlichkeit und Vergänglichkeit der menschlichen Existenz konfrontiert. Balka zeigt in diesem, beinahe einer Apsis gleichenden Saal anschaulich den Prozess des ewigen Werdens und Vergehens. Ein im Linoleumboden ausgespartes grosses Rechteck wurde in der Mitte des Saales mit Asche ausgefüllt. Dahinter befinden sich zwei nebeneinanderstehende offene Kisten, an denen je ein Henkel angebracht wurde. Sie gleichen dadurch zwei Taschen, die gleichzeitig auch Särge oder offene Gräber sein könnten. Diese Kisten wurden mit Linoleum ausgeschlagen, von denen ein Brandgeruch ausströmt. An der Fussleiste hat Balka zwei ovale Drahtgeflechte angebracht, die den Umfang seiner Schulterpartie haben. Wie bei den zwei Särgen, hat dieses Sieb auch ein Loch, das an die Öffnungen oder das Nervensystem des menschlichen Körpers erinnert.
Wie schon in seinen Arbeiten, die er auf der letzten Biennale in Venedig ausstellte, transformiert Balka Teile aus seiner privaten Umgebung wie die Dimensionen seines Ateliers, der Küche oder anderer Räume. Auch das Massverhältnis und die Verweisungen auf seine eigene Körpergrösse spielen in seinen Objekten und Installationen eine wichtige Rolle. Jedoch ist das Wissen um die persönliche Geschichte – dass z.B. sein Grossvater Grabsteine meisselte, sein Vater in einer Seifenfabrik arbeitete oder dass der Brandgeruch von einem kürzlich stattgefunden Brand in seinem…