CLAUDIA HERSTATT
Miron Schmückle
Fountains of Joy: Improved Formula
Hamburger Kunsthalle, 3.2. – 28.4.2002
Blüten und Blumen sind bei dem 1966 in Rumänien geborenen Miron Schmückle mehr als die steril in Zellophan im Fünfer- oder Zehnerpack erhältlichen Sträuße bei der Kette “Blume 2000” – auch wenn er unter diesem ironischen Titel im Kunstverein Springhornhof in Neuenkirchen im gleichnamigen Jahr Arbeiten ausstellte. “Fountains of Joy” zeigt nun die Hamburger Kunsthalle in ihrer Reihe Standpunkte, die jungen Künstlerinnen und Künstlern die Chance gibt, im musealen Kontext Stellung zu beziehen.
Zwei Räume hat der unter anderem bei Marina Abramovic Mitte der 90er Jahre an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste studierende Schmückle mit einer Wanderzählung in mehreren Kapiteln gestaltet. Blüten und Körper, Exotik und Erotik, Schönheit und Gefahr korrespondieren auf exquisit gemalten Aquarellen und Fotoarbeiten, sowie einer einige Arbeiten umarmende Wandzeichnung.
Um den Wechselwirkungen von Botanik und erotischem Vokabular nachzuspüren, kann man zurück bis zum Hohen Lied in der Bibel gehen, in dem Salomo die Tochter Zions mit den Worten “Meine Schwester, meine liebe Braut, du bist ein verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle, ein versiegelter Born” preist. Der Garten ist seitdem die Metapher für das Paradies auf Erden geblieben, abgeleitet von dem Begriff Wonnegarten.
1737 hat der schwedische Gelehrte und als Vater der Botanik geltende Carl von Linné mit seiner veröffentlichten “Systema naturae” das bis dahin erotisch mitschwingende unausgesprochene Vokabular geschlechtlich unterschieden und wissenschaftlich benannt, schrieb den als hermaphroditisch geltenden Pflanzen männliche und weibliche Organe zu. Wie der kleinen Publikation zur Ausstellung mit der Eröffnungsrede zu einer Ausstellung…