Mirjam Schaub
Kunst meint, etwas, fast nichts, zum Anlass zu nehmen
Sechs Fragen und Antworten zu Sinn und Bedeutung von Kunst
Die Lust an der Nachahmung
Ist das Kunstschaffen eine Dimension des Humanen, somit auch als das der Spezies Mensch Eigene zu verstehen?
Praktiken der Nachahmung und des Nacheiferns, der Imitation, der Anähnelung und der Aneignung sieht schon die griechisch Antike als fundamental für die frühe kindliche Entwicklung an. Kinder finden sich in der Welt zurecht, indem sie so tun, als seien sie Riesen. Sie sprechen liebevoll, mitleidig und streng mit ihren Zwergen, den Puppen, wie ihre Erziehungsberechtigten mit ihnen. Das ist komisch –und entlarvend für die Eltern. Aber wie kommt man von hier zum Kunstschaffen?
Führt die Lust an der Nachahmung wirklich umstandslos zur Verdinglichung des eigenen Weltbezugs und endlich zu einer sich verselbständigenden Verdoppelung? Und befeuert damit Platons Angst vor der Konkurrenz der Kunst, die anstelle der mühsamen Ideenschau die blendende Schönheit des Artefaktes setzt? Ich habe da meine Zweifel. Für Platon ist all das eine besonders perfide erschlichene methexis (Teilhabe). Deshalb polemisiert er gegen die Kunst als „Kopie der Kopie“. Das dem Menschen Eigene vermag er gerade nicht darin zu erkennen, eher eine gefährliche, weil selbstgenügsame Form der Ablenkung vom Eigentlichen.
Der schweigende Dritte auf der Bühne
Handelt es sich bei der Kunst vielleicht um ein rein kulturelles Phänomen, um erlerntes Verhalten ohne direkte biologische Ursache?
Aristoteles lobt die kulturelle Begeisterung für das künstlerische Spektakel interessanter Weise nicht allein aus der Immersion, sondern genauso aus der ästhetischen Distanz heraus. Neben der…