Goslar
Miriam Cahn
Kaiserring der Stadt Goslar 2024
Mönchehaus Museum 12.10.2024–02.02.2025
von Michael Stoeber
Der alljährlich vergebene Goslarer Kaiserring ist einer der renommiertesten Kunstpreise der Welt. In diesem Jahr erhielt ihn die 1949 in Basel geborene Schweizer Künstlerin Miriam Cahn für ihr, so die Jurybegründung, „kraftvolles malerisches Werk“. Welche Erregungswellen dieses zuweilen auslöst, wusste der Pariser Museumsdirektor Fabrice Hergott bei seiner Würdigung der Künstlerin in der Goslarer Kaiserpfalz eindrucksvoll zu beschreiben. Im letzten Jahr hatte er miterlebt, wie Cahn bei ihrer Retrospektive im Palais de Tokyo wegen der „Verherrlichung von Kinderpornografie“ mehrfach angezeigt wurde. Das Gemälde, das den Zorn einiger Besucher*innen geweckt hatte, zeigt eine gefesselte Person, die am Boden kniet und von einem Mann zum Blowjob gezwungen wird. Cahn wies den Vorwurf der Anklage zurück. In ihrem Werk ginge es nicht um Sex mit einem Minderjährigen. Es beziehe sich vielmehr auf die Vergewaltigungen durch russische Soldaten im ukrainischen Butscha. Als das Gericht ihr Recht gab, überschüttete ein aufgebrachter Besucher das Bild mit violetter Farbe. Cahn ließ es in dieser Form in der Ausstellung hängen.
Leider konnte die Künstlerin bei ihrer Goslarer Ehrung und der Übergabe des Kaiserrings nicht dabei sein. Seit sie nach einem Unfall von Rückenschmerzen geplagt wird, reist sie nur noch wenig. Dafür hatte sie als Dank für die Auszeichnung eine Stellvertreterin der besonderen Art nach Goslar geschickt: Eine Hand und einen Arm von ihr, aus Plastilin gefertigt, denen man die Arbeit ansieht, die Cahn seit Jahrzehnten für die Kunst leistet. An diese Hand steckte die Goslarer Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner bei…