Jens Rönnau
Miriam Cahn
»Auf Augenhöhe«
Kunsthalle zu Kiel, 12.3. – 24.7.2016
Ein Glück: Die Ausstellung in der Kieler Kunsthalle steht – und ist nicht wieder abgebaut. Das solches bei der Schweizer Künstlerin Miriam Cahn durchaus passieren kann, hat sie 1982 auf der documenta gezeigt. Weil Ihre Arbeiten dort anders gehängt worden waren, als abgesprochen, packte sie kurzerhand noch vor der Eröffnung alles ein und entschwand. Ihre damalige Reaktion hat das neue documenta-Team indes nicht verschreckt: Für die documenta 2017 ist Miriam Cahn erneut eingeladen worden.
An dem Vorgang zeigt sich indes einerseits, dass Cahn ihre Positionen klar darstellen und durchsetzen möchte, andererseits aber auch, wie wichtig ihr die Art der Präsentation ihrer Bilder ist. Sie vergleicht das mit einer musikalischen Partitur: Da kann man auch nicht einfach die Teile vertauschen. In diesem Sinne muss die Hängung einer Ausstellung in ihre Gestimmtheit passen, werden die einzelnen Bilder aufeinander bezogen, ergeben erst im Kontext das gesamte Bild. Ausstellen ist „für mich wie eine Art öffentlicher Kommentar, wie ich in diesem Moment über meine Arbeit denke“, stellt die Künstlerin fest. Das beginnt in Kiel für die rund 130 Werke umfassende große Einzelausstellung schon mit Wahl der Räume: Nicht die neue Galerie wählte Cahn, sondern die Raumfluchten des Altbaus, die wunderbar hintereinander und nebeneinander liegend einen Rundgang erzeugen. Der Katalog zur Schau erschien erst nach der Eröffnung, um die aktuelle Ausstellung abbilden zu können. Aber mehr noch: Anders als üblich, erscheinen keine übergeordneten Texte von Kunsthistorikern oder anderen Fachleuten, sondern vorwiegend eigene Texte Miriam Cahns. Kunsthallenchefin…