ANNELIE POHLEN
Miriam Cahn
Galerie Schmela, 7.9. – 16.10.2004
An Miriam Cahns monumentale Kohlezeichnungen aus den 80er Jahren erinnert heute – nimmt man den äußeren Anschein zum Maßstab – wenig. Die Flächen flutende, expressive schwarze Figurenwelt, Pflanzen, Tiere, Menschen, allesamt Geschöpfe der über die riesigen, auf dem Boden liegenden Papierbahnen mit weicher schwarzer Kreide zeichnenden Hand, haben seit einigen Jahren dem ruhigen Auftritt grell leuchtender Lebewesen in überschaubaren, vielfach kleinen Bildformaten Platz gemacht.
Als hätten anthroposophische Farbenlehre und Robert Delaunays transparente Farbklänge gefiltert durch die Flut der Medienbilder Pate gestanden, posieren die irgendwo zwischen sanfter Verführung und greller Aggression leuchtenden Figurenzüchtungen in der Bildfläche, meist frontal in den Raum blickend, ungerührt durch den Betrachter, dessen Blick sie nicht ausweichen müssen, da ihre Augen auf einen für diesen nicht definierbaren Punkt gerichtet scheinen.
Ihrer Farbigkeit wegen müsste man diese Wesen als charmante Erscheinungen erleben, ein wenig so, wie man Bildfiguren in Kinderbüchern begegnet. Tatsächlich aber wirken sie beunruhigend, wenn nicht gar gemein in ihrer unerschütterlich distanzierenden Anwesenheit, die dem nahe liegenden Begehren, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, kaum hilfreichen Anlass bieten. Man erinnert sich auch bei Schmela eines eher harmlos klingender Werktitels, den die in Basel lebende Künstlerin (geb. 1949) früher in Ausstellungen und Kataloge einspielte: “was mich anschaut” steht irgendwie an der Schnittstelle zwischen der sichtbar dynamisch aufgeladenen Arbeitsweise von den 80er bis in die frühen 90er Jahre, in denen “das große lieben”…in furiosen Kohlezeichnungen taumelnd dem Auge feste Ankerplätze verweigerte, und jenen Figuren, die “kindchen (stilwechsel)”, 7.2.+3.4.01, “frühlingstier”, 10./ 12.4.+12.5.04, “blumendenken”, 17./ 18.7.03, aber…