Christiane Fricke
Miriam Cahn
»UMGEBUNG (was mich anschaut)«
Bonner Kunstverein, 13.2. – 28.4.1996
Stadtgalerie Saarbrücken, 31.8. – 13.10.1996
In ihrer jüngsten großen Einzelausstellung in Bonn stellt Miriam Cahn nicht nur Fragen an unser absurdes Leben, sondern leistet auch Trauerarbeit.
Mit Bedacht spricht der Bonner Kunstverein von einer umfassenden wie exemplarischen Präsentation des Gesamtwerks. Cahn, die in Basel lebt (Jahrgang 1949), denkt gar nicht daran, ihrem Werk retrospektivische Weihen und damit eine historische Perspektive angedeihen zu lassen. Anstelle Rechenschaft über zurückliegende Werkphasen abzugeben, präsentiert sich jedes einzelne Bild als Teil eines übergeordneten Ganzen, mit dem sie Stellung beziehen und Haltung zeigen will. In ihren Bildern wie in ihren Texten (Katalog) erweist sich Miriam Cahn als eine den Anfechtungen des Lebens ausgesetzte künstlerische Existenz, für die das Frau-Sein, die Erfahrung vom Leben und vom Sterben, von Krieg (Sarajewo), Sexualität und Einsamkeit essentiell sind.
“Was mich anschaut” lebt aus der Spannung intensiv ausgelebter und kundgetaner Ich-Befindlichkeit und den von der Umgebung, von der Welt an die Künstlerin herangetragenen Anmutungen. Es ist ein sehr persönlicher Blick, der immer wieder auf sich selbst gerichtet wird, ohne dabei mit sich selbst kurzgeschlossen zu sein. Miriam Cahns Bilder lassen sich nämlich auch und vor allem als Kommunikationsversuche lesen – mit der Seele von Mensch und Tier, Pflanze und Landschaft.
Sie hat 93 Zeichnungen und Gemälde aus den letzten 15 Jahren an die Wand genagelt und getackert, Beziehungen unter ihnen hergestellt, Gruppierungen geschaffen bis hin zu Raum-in-Raum-Lösungen. Inmitten der bekannten Zeichnungen und Serien der achtziger Jahre in Graphit, Kohle oder Bleistift schockieren neuere Arbeiten…