Stephan Maier
Mircea Cantor
»Phishing«
Salzburger Kunstverein, 6.10.2011 – 27.11.2011
Visuelle Haikus” nannte Heinz Peter Schwerfel die Arbeiten von Mircea Cantor: Wie in der prägnanten, 17-silbigen Kurzform der japanischen Lyrik sind in den Bildgedichten des rumänischen Künstlers allgemeine, nur wenig sagende und noch weniger versprechende Metaphern für die menschliche Existenz und Kultur eingefangen. Cantors Kunststücke sind lakonisch, spartanisch und verbreiten doch eine enigmatische Aura der trickreich gestaffelten Sinnebenen.
Man könnte den Künstler einen Impressario des zeitgenössischen Haikus in einer rundum globalisierten Wirklichkeit nennen. Seine Werke agieren nicht auf lokal-regionalem Terrain oder führen das Folkloristische als absolute Größe ins künstlerische Feld. Der enge Fokus ihrer fernöstlichen Urahnen sieht sich substantiell geweitet. Cantors Schaffen zeigt kaum Interesse an rein atmosphärischen Schilderungen, wenn diese nicht mit einem gesellschaftspolitischen Problem verknüpft sind.
Nach großen Präsentationen unter anderem in Zürich, Berlin oder Nürnberg ist seine Ausstellung in Salzburg extrem reduziert, beschränkt sich auf ausgesuchte Exponate, die allerdings räumlich überzeugend installiert sind. Ins Auge sticht zuerst die gern gezeigte Videoarbeit „Tracking Happiness“ von 2009: Sieben in enthaltsames Weiß gewandete jungfrauenähnliche Schimären – die Musen einer lustfernen Askese? – folgen einander auf dem Fuß. Betont würdevoll und bedachten Schritts verwischt jede von ihnen mit ruhiger Geste die Spuren des ätherischen Wesens davor. Und man stellt sich sogleich die Frage: Ist die menschliche Existenz überhaupt situierbar zwischen Lemming und Lemur?
„Findet mich das Glück?“ hatten Fischli/Weiss noch unschuldig augenzwinkernd gefragt. Wir alle suchen das Glück, hüben oder drüben, unten wie oben, und können vergängliche Spuren davon nur kurz im wenig verlässlichen Navigationsgerät eines…