Johannes Meinhardt
Minimal Maximal
»Minimal Art und ihr Einfluß auf die Kunst der 90er Jahre«
Neues Museum Weserburg Bremen, 11.10.1998 – 3.1.1999
Kunsthalle Baden-Baden, 24.1. – 14.3.1999
Centro Galego de Arte Contemporanéa, Santiago de Compostela
Überhaupt kein Zweifel kann daran bestehen, daß die Minimal Art in den 60er Jahren der wichtigste und artikulierteste Teil jener generellen Bewegung in der Kunst war, welche die idealistische Moderne, und besonders die Avantgarde der abstrakten Malerei, denunzierte und zerrüttete. In dieser Bewegung, die in den 60er Jahren die Autonomie der Kunst, die Authentizität der künstlerischen Produktion, die Originalität und die geistige Bedeutung des Kunstwerks – die für die Moderne entscheidende Kategorien und Kriterien gewesen waren – in Frage gestellt und unterlaufen hatte, war die Minimal Art noch wichtiger als die anderen neuen Bewegungen und sogar Gattungen: als Pop Art, Environment, Happening, Fluxus, Body Art etc. Und dennoch bleibt das Vergnügen und das Interesse, diese Kunst in einer Ausstellung in einem umfangreichen Maße wiederzusehen, eigentümlich gespalten: das Vergnügen ist fast übergroß, verräterisch deutlich und offensichtlich, und ruft den Verdacht hervor, daß es noch andere Gründe gibt für die Freude und das Interesse als die historische und möglicherweise auch noch gegenwärtige (ästhetische, diskursive, wahrnehmungsreflexive oder situationsbezogene) Bedeutung dieser Kunst. Denn ganz offensichtlich bedient die Minimal Art auch einen ästhetischen Geschmack, der für mindestens zwei Generationen verbindlich geblieben war und bis heute sehr verbreitet ist – und in diesem Punkt knüpft sie viel nahtloser an Bauhaus, Konstruktivismus und De Stijl an, als sie selbst jeweils haben wollte. Ebenso wie die…