Sabine Schütz
Mimmo Paladino
Galerie Holtmann, Köln,
30.8.-15. W. 1986
Wenn von der neuen Malerei in Italien die Rede ist, dann kommt noch immer keine Diskussion ohne die drei »großen C« aus: die Namen Chia, Cucchi und Clémente stehen sozusagen synonym für den sinnlich-figurativen Malrausch, der vor nun fast zehn Jahren, von Italien ausgehend, im Handumdrehen alle Kunstszenen der westlichen Welt eroberte. 1977 gesellte sich zu den legendären »C« ein zunächst noch kleines »p«. Heute zählt Mimmo Paladino, geboren 1948 in Paduli bei Benevent, weltweit zu den gefeiertsten und anerkanntesten zeitgenössischen Malern. Aus Anlaß der Eröffnung des neuen Kölner Museums zeigte die Galerie Holtmann eine durchaus museumsreife Ausstellung mit neuen Arbeiten von Paladino; drei große Gemälde, eine repräsentative Auswahl seiner Plastiken sowie Gouachen, Collagen und Zeichnungen demonstrierten eindrucksvoll die Vielseitigkeit dieses Künstlers, vor allem aber das unerschöpfliche Reservoir seiner rätselhaft-mystischen Vorstellungswelt.
Dem prallen, bunten Motivschatz seiner Kollegen setzte Paladino von Anfang an eine lyrische Bildersprache aus verschlüsselten Zeichen und erdnahen Farbtönen entgegen. Hohläugige Köpfe, gespensterhafte Körper, Pflanzen, Tiere – die zeichenhaft verkürzten »Dinge« verdichten sich in seinen Bildern zu Symbolen, deren einstige kultische Bedeutung lange verloren gegangen ist. Als Ungewisse, düstere Ahnung existieren sie in Paladinos Arbeiten weiter, deuten an, ohne je ihr Geheimnis preiszugeben.
In ein schneeweißes Tuch gehüllt, liegt ein Frauenkörper aufgebahrt auf einem Altar. Anstelle eines Kopfes hat er ein christliches Kreuz und ein gefiedertes Auge. Unter den Beinen krümmt sich ein Mann zusammen.
Handelt es sich um eine Opferung? Oder einen Totenkult? Das Bild bleibt eine klare Antwort schuldig. Sein Titel…