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Titel: Imitation und Mimesis · von Dietmar Kamper · S. 86 - 105
Titel: Imitation und Mimesis , 1991

Dietmar Kamper
Mimesis und Simulation

Von den Körpern zu den Maschinen

Darf man annehmen, daß der Blick der erste Mentor des mimetischen Vermögens war?

Daß die erste Anähnlichung sich dem Blick vollzieht?
Darf man endlich den Kreis mit der Annahme schließen,
daß Sternkonstellationen an derEntstehung des Ornaments Anteil hatten?
Daß das Ornament Sternenblicke festhält?
Es ergäbe sich in diesen Zusammenhängen eine Polarität der Zentren des mimetischen Vermögens im Menschen.
Es verlagert sich vom Auge auf die Lippen, dabei denUmweg über den gesamten Leib nehmend.
Dieser Prozeß würde die Überwindung des Mythos einschließen.
Walter Benjamin

1. Körperliche Mimesis, technische Simulation

Simulation ist unter den Bedingungen einer produzierten Welt dasselbe wie Mimesis unter den Bedingungen der Produktion dieser Welt. Simulation will eine gegebene Realität ersetzen, Mimesis schafft eine Realität sui generis. Insofern Körper durch Maschinen ersetzt sind, gibt es keine Mimesis mehr, ist Mimesis in Simulation aufgegangen. Das, was beide in der Zwischenzeit verbindet, ist eine illusionäre Erzeugung von Wirklichkeit. Mimesis und Simulation kommen in Illusion überein. Das, was sie trennt, ist der Unterschied von Körpern und Maschinen. Diese Differenz liegt in der Zeit. Das Verhältnis ist asymmetrisch. Zwar sind Maschinen Rituale, aber Rituale sind keine Maschinen, obwohl sie eine ähnliche Funktion haben, die Formung der Zeit der Menschen.

Das Wort “Mimesis” stammt aus dem Griechischen und ist in den Spätschriften der Kritischen Theorie noch einmal zu Ehren gekommen. Es bezeichnet das Vermögen, mittels einer körperlichen Geste eine gewünschte Wirkung zu erzielen. Mimesis heißt nicht Nachahmung, sondern Vorahmung, während “Simulation”, ein lateinisches Wort, das technische Herstellen von Bildern meint,…


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