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Titel: Die vierte Welle!? · von Andrea Zittlau · S. 100 - 107
Titel: Die vierte Welle!? ,

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Popfeminismus und Online Kunst
von Andrea Zittlau

Im Oktober 2016 beantwortet die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie die Frage einer Freundin auf facebook, wie sie ihre Tochter feministisch erziehen kann. Das fast 10.000 Wörter umfassende Statement, ursprünglich als Post veröffentlicht, bekommt über 10.000 Likes und wird genauso oft geteilt. Mittlerweile gibt es den Text als Buchformat mit dem Titel Dear Ijeawele, or A Feminist Manifesto in Fifteen Suggestions.1 Darin schreibt Adichie an ihre Freundin, eine frische Mutter, dass der Vater genauso Teil der Erziehung ist, dass es keine Aufgaben, Spiele und Spielzeuge nur für Mädchen oder Jungen gibt, dass Bildung wichtig ist, dass Heirat keine Errungenschaft ist und dass ihre Tochter Ehrlichkeit der Versuchung ständig zu gefallen vorziehen sollte. Adichie, die gefeierte Feministin, schreibt, dass Sex etwas wunderbares sein kann und dass das Mädchen ihre Vagina beim Namen nennen sollte (nachdem die Feministinnen der letzten Jahre so viel Energie darauf verwendet haben, die weiblichen Geschlechtsorgane aus dem Tabu-Bereich der Sprache zu zerren und den Begriff Vulva zurückzubringen, den Adichie hier eindeutig meint).2 Und sie schreibt auch, in der betonten Annahme einer heterosexuellen Orientierung, dass die Tochter ihrer Freundin sich sicherlich verlieben wird: „13. Suggestion: Romance will happen so be on board. I’m writing this assuming she is heterosexual.“ (13. Empfehlung: Sie wird sich verlieben, sei vorbereitet. Ich schreibe dies in der Annahme, dass sie heterosexuell ist).3 Warum betont sie Heterosexualität hier? Weil sich nicht-heterosexuelle Menschen nicht verlieben?

Was bedeutet Feminismus, wenn man ihn in jede Richtung beamen kann? Steht er dann…

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