Jugoslawien
Milija Pavicevic, Oleg Kulik
Kommissar: Petar Cukovic
Stellvertretender Kommissar: Dobrilla Denegri, Svetlana Racanovic
Diesmal ist Montenegro dran: Die beiden verbliebenen (hinterbliebenen?) Teilstaaten der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) haben sich darauf geeinigt, im regelmäßigen Wechsel an der Biennale teilzunehmen. Vor zwei Jahren Serbien, jetzt Montenegro, und in diesem Turnus soll es weitergehen – sofern die politische Konstruktion zwischen David und Goliath hält: Das Gebirgsland am Rande Albaniens war von der Fläche und von den Einwohnern her das schwächste Glied innerhalb der SFJR. Bei der Auswahl hat man absichtlich jede nationale Einbindung unterlaufen, indem man sich für Milija Pavicevic und Oleg Kulik entschied. Der eine, Pavicevic, ist 1950 in Montenegro geboren und hat vorwiegend in Podgorica ausgestellt – auch schon, als die montenegrinische Hauptstadt noch Titograd hieß. Der andere, Kulik, elf Jahre jünger, ist in der Ukraine geboren, als sie noch zur UdSSR gehörte, lebt heute in Moskau und agiert seit etwa fünf Jahren im internationalen Kunstbetrieb. Beide beziehen sich in ihrer Arbeit auf die Kultur des europäischen Westens.
Pavicevic, der nach figurativen Anfängen ab dem Ende der 80er Jahre die existenziell-symbolhaften Möglichkeiten einer rektangulär-geometrischen Formensprache untersuchte, leistet seit einigen Jahren Erinnerungsarbeit. In Venedig demonstriert er den Einfluss gesamtgesellschaftlicher Prozesse auf das Leben der Individuen, indem er ein Kindheitsfoto, das ihn und seine Geschwister zeigt, mit einer aktuellen Aufnahme konfrontiert: Zwei Männer, eine Frau, reif, erwachsen, gealtert, Opfer und Teilhaber tiefgreifender Wandlungen, die das Weltbild und Denksystem, das soziale Verständnis und den Wertekanon, mit dem die drei aufgewachsen sind, umgestürzt haben. Pavicevic hat…