Claudia Posca
Mike Kelley – Kandors
Museum Haus Lange/ Museum Haus Esters, Krefeld, 13.3. – 19.6.2011
Kunst und Comic? – treffen sie aufeinander ist ein biestiges Cross-over nicht abwegig genauso wenig wie ein labyrinthisches Gespinst von der Art brût über die Pop Art bis hinein in die Gegenwartskunst. Doch dass dabei Superman, jener Kraftkoloss in Menschengestalt, erfunden als extraterrestrischer Comic-Held Anfang der 1930er Jahre von den beiden Amerikanern Jerry Siegel und Joe Shuster, in einem solchen Maße intensiv im Blickpunkt steht, wie jetzt im Krefelder Museumsensemble Haus Lange /Haus Esters zu sehen, – das ist wohl einzigartig. Mike Kelley zeichnet dafür verantwortlich. Mit seinem multimedialen Werkzyklus „Kandors“ hat der mit zu den facetten- und einflussreichsten Künstlern der Gegenwartskunst zählende US-Artist die Szene vor Ort so spektakulär bespielt, dass Superman selbst um seine Aura bangen muss.
Tatsächlich ist der von den Nazis verfemte Comic-Held – „Superman ist ein Jude!“ hetzte Goebbels 1942 auf einem Reichsparteitag – in Kelleys hochglanzpolierter, immens lichtleuchtender Kandors-Installation nur mehr als Abwesender anwesend. Umso mehr aber erzählt der aus der Autostadt Detroit stammende Mike Kelley in seiner seit 2007 vorangetriebenen, schaurig-schönen Transformation der zweidimensionalen Bilderbögen Supermans in ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk experimenteller Prägung – darin Glasglocke und Kunstharz-Architekturen, Schläuche, Gasflaschen und langsam wachsende Zuchtkristalle sowie künstliche Felsformationen mit Videomonitor eindrückliche Hauptrollen in Gestalt raumfüllender Environments, Skulpturen und Lentikular-(Linsenraster-)Leuchtkästen spielen – von Gegenwelten und Parallel-Kosmen, von Fiktion und Manipulation, von Oberfläche und Tiefgang, von Erinnerung, Vision, Wunschvorstellung, Allmachtsphantasie, Retorten-Züchtung, Traum und Traumata. Was sich zweifellos nicht nur an des Autors Biografie…