Christian Huther
Mike Bouchet: Neues Wohnen
Peter Kogler: Projektion
Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main, 1.7. – 12.9.2010
Nach sechs Minuten ist alles wieder so, wie es zu Beginn war. Die schwarzen Quadrate sind Quadrate, die weißen Gitternetze sind Gitternetze. Nur dem Betrachter sind etwas die Sinne durcheinander geraten. Das verdankt er Peter Kogler und Franz Pomassl, zwei österreichischen Künstlern. Peter Kogler hat den großen Saal der Frankfurter Schirn Kunsthalle an allen vier Wänden in ein bewegtes Bild verwandelt. Und sein Kompagnon Franz Pomassl hat dazu den passenden Sound geliefert.
Aber wenn das Spiel mit der 360-Grad-Multiprojektion von neuem beginnt, stimmt schon nach wenigen Sekunden nichts mehr. Der klar gegliederte Raum verliert alle Koordinaten. Erst fahren die Gitter und Quadrate auf und ab, hin und her. Dann werfen sie erste Blasen, dehnen sich und beulen sich aus, lösen sich in amorphe Gebilde auf, tanzen durch den Raum, verwandeln sich in filigrane Linien und schlüpfen schließlich zurück in ihre alten Kleider. Das Chaos ordnet sich wieder der Präzision des Rechtecks unter, die Linien und Geraden herrschen, wie gehabt, über die organischen Formen. Unterlegt wird das von Pfeifen, Fiepen, Zwitschern, Säuseln, Heulen und Wummern. Diese kongenial zur Raumauflösung passenden Töne entlockt Pomassl selbst gebastelten Instrumenten aus der Messtechnologie.
Damit wird der Raum zu einem Teppich aus Bild und Klang. Der Betrachter und Hörer steht inmitten des Strudels dieser Ereignisse. Wenn er sich für das Bleiben entscheidet, wird er unweigerlich, wie der Raum, in Schwingungen versetzt. Manch einer mag sich dabei an Koglers Projektion von Riesenameisen erinnern, die er vor acht…