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Ausstellungen: Basel · von Max Glauner · S. 250 - 252
Ausstellungen: Basel ,

Basel
Mika Rottenberg

Antimatter Factory
Museum Tinguely 05.06.–03.11.2024

von Max Glauner

Was ist das jetzt? Ein Fuß, ein Riesen-Spargel, ein Monster-Phallus? Wir kennen die Fragmente der Konstantin-Statue in den Kapitolinischen Museen. Auch da ist ein Fuß zu sehen. Der ist jedoch, wie es sich für eine cäsarische Machtdemonstration gehört, aus Marmor. Hier sind Fuß und Unterschenkel aus rosa eingefärbten Polymeren und die Zehen sind wie von Kinderhand modelliert. Rot sind auch die Geschwulste am Unterschenkel, Lippen, aus denen Zungen ragen, aus denen zwei Mal am Tag Wasser spritzt. Foot Fountain (pink), 2024, heißt das rosa Monstrum der in Argentinien geborenen Video- und Raumkünstlerin Mika Rottenberg, anlässlich ihrer Ausstellung Antimatter in der gepflegten Paul-Sacher-Anlage zwischen Museum Tinguely und den neuen Roche-Türmen aufgepflanzt.

Der Brunnen kann als Kommentar, als Protest, als Antimaterie gegen die gewaltigen Hochhauskeile gegenüber gelesen werden. Er bezieht allerdings seine Wirkmacht aus der zynischen Rücknahme des Protests. Phallische Machterhebung wird bei der Künstlerin so konterkariert, dass sich der Brunnen in seiner Funktion als Antimaterie verhält. Foot Fountain (pink) liest sich als emblematisches Bubenstück einer jungen Frau, die sich mit ihrer gewitzten Arbeit als eine der bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Generation bewiesen hat. Nach einem überraschenden Auftritt bei der 56. Venedig Biennale, 2015, war sie 2018 im Bregenzer Kunstmuseum zu sehen und nun mit Antimatter Factory im Basler Museum Tinguely, von wo aus die Ausstellung ins Lehmbruck Museum Duisburg und das Kunst Haus Wien tourt.

Emblematisch ist Mika Rottenbergs Brunnen insofern, als er ein Lustvoll-Ungeheures wachruft, das uns früh als Kinder begegnete, wenn wir zu Weihnachten…

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