Karlheinz Schmid
Mickey Mouse für Hamburg?
Karlheinz Schmid über die Deichtorhallen
Klaus von Dohnanyi, Hamburgs Edelsozi, hatte einst ein Projekt von Joseph Beuys abserviert, und so war ihm als Bürgermeister das Mißtrauen der Kunstszene sicher. Zu Recht. Kurz vor seinem selbstverordneten Abgang, jener schier reibungslosen Amtsübergabe an Henning Voscherau, wollte er offensichtlich beweisen, wie eng ihm die Kunst und sein Freund Ascan Crone, der Hamburger Galerist, am Herzen liegen. Dohnanyi und Crone fädelten im vergangenen Frühjahr eine konzertierte Aktion ein, die ebensoviel Anerkennung wie Ratlosigkeit im Norden auslöst. Keiner weiß nun, was der Klimmzug bewirken soll; jeder sieht, daß den Vordenkern die Puste ausgeht. Ein Jammerbild, ausnahmsweise fernab des üblichen Pfeffersack-Lamentos.
Kurt A. Körber, in der Tat ein reicher Kaufmann und obendrein ein Kunstfreund der angenehmsten Art, hat den Hanseaten über seine Körber-Stiftung ein großzügiges Geschenk gemacht, das die Crone-Dohnanyi-Pläne, nämlich ein Ausstellungszentrum überregionaler Dimension, überhaupt erst ermöglichte. 15 Millionen Mark spendierte Körber für die Restaurierung der Deichtorhallen in Hauptbahnhofnähe, wo früher der Blumenmarkt angesiedelt war.
Dohnanyi-Nachfolger Voscherau gratulierte und dankte artig. Stolz zitierte Körber, was ihm der neue Bürgermeister mitgeteilt hatte: “Damit reiht sich Hamburg in die großen Ausstellungsorte der bildenden Kunst ein”, jubelte Voscherau rechtzeitig zur ersten Deichtorhallen-Pressekonferenz. Kein Wunder, daß die versammelte Kunstkritik rasch den internationalen Vergleich nachvollziehen wollte. Architekt Josef Paul Kleihues, mit der Planung baulicher Maßnahmen beauftragt, gab sein Bestes. Behutsam hatte er die vorhandene Architektur, zwischen 1911 und 1914 errichtet, per Zeichnung und Modell mit der vorgesehenen Funktion vermählt. So entstand, unter optimaler Berücksichtigung historischer Bausubstanz, ein klares…