Joerg Bader
Michel François
Kunsthalle Bern, 2.9. – 15.10.2000
Haus der Kunst, München, 1.12.2000 – 18.2.2001
Aus einem Röhrchen, in der Mitte einer der sternförmigen Rosetten im Sheddach der Kunsthalle Bern angebracht, rinnt Wasser. Phallische Kunst? Der gebündelte Strahl verschwindet im Loch eines Naturschwamms, der auf dem ca. 30 cm erhöhten Holzboden liegt. Vaginale Kunst? Wasser war auf der Expo 2000 ungefähr vor oder in jedem zweiten Pavillon anzutreffen: vor dem deutschen, dem monegassischen, dem isländischen, dem kroatischen, dem norwegischen, dem Telekom-Pavillon, aber auch im Ernährungs-, Gesundheits- und Planet-of-Vision-Pavillon, zum Beispiel. Nur geht keiner der zitierten Pavillons mit dem Wasserelement so spielerisch um wie der Brüsseler Künstler Michel François. Und wem gelingen so freie Assoziationen in Bezug zu anderen Elementen wie François? Damit nicht genug, François aktiviert in seiner unvergesslichen Berner Installation auch unsere Sinne – ausgenommen den Geschmackssinn. Nach diesem Befund fragt sich der Berner Kunstkritiker Konrad Tobler berechtigterweise, ob dieses “Labor für Entdeckungen nicht so etwas wie ein ästhetischer Erlebnispark” sei. Ja, “La plante en nous (Die Pflanze in uns)” – so der Ausstellungstitel – ist ein Themenpark, finanziell der billigste, inhaltlich der reichste. Michel François hat mit seinen vergangenen Ausstellungen einen hohen Grad an Kombinatorik und Komplexität erreicht, die in Bern voll zur Entfaltung kommen. Mit einfachsten Mitteln schafft er vielschichtige Bedeutungen. Auf einen ersten Blick mögen seine Installationen disparat erscheinen, doch bei näherem Hinsehen und Hindenken öffnet sich eine großzügige Bedeutungsvielfalt.
So steht man z.B. staunend im Eingangssaal der Kunsthalle vor einer großen tropischen Pflanze, die eine brennende, 30…