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Ausstellungen: Los Angeles · von Frank-Alexander Hettig · S. 404 - 407
Ausstellungen: Los Angeles , 2006

Frank-Alexander Hettig
Michal Ronnen Safdie

»Rwanda: After/Darfur: Now«
Skirball, Cultural Center, Los Angeles, 25.5. – 1.10.2006

Was ist der Unterschied zwischen Reisefotografie, Photojournalismus, Bildberichterstattung, Dokumentationsfotografie oder künstlerischer Photographie fragt man sich, nachdem man die Fotoarbeiten von Michal Ronnen Safdie betrachtet hat. Registrationen von menschlichen Umständen werden ohne technischen Raffinessen dokumentiert. Auf den ersten Blick sind es farbenprächtige Aufnahmen aus Afrika und deren Bewohner, aber nachdem man die Einleitung liest, die Titel der Fotografien und die Gesichter genauer studiert, erkennt man, dass es sich um andere Themen handelt: Gemetzel, Erniedrigung, Entwürdigung, Marginalisierung in zwei Ländern die durch Völkermorde heimgesucht wurden. Aber nicht die Gewalt als Tat wird von ihr dokumentiert, sondern die Nachwirkungen dieser Völkermorde. Und trotz der schockierenden Themen sind ihre Fotografien nie effektheischend.

Acht Jahre nach dem Völkermord in 1994 in Ruanda, reiste Michal Ronnen Safdie in das Land um Augenzeuge der Nachwirkungen zu sein und an einigen der Gacaca Mordprozesse teilzunehmen. Das Wort bedeutet Rasen oder Gras was bereits darauf hinweist, wo diese Form der traditionellen Justiz in der Regel praktiziert wurde: auf dem Dorfplatz im Freien und in der Gemeinschaft. Dort kamen ursprünglich Streitparteien und Dorfbewohner zusammen um unter der Leitung eines ‘weisen’ Mannes die Vorwürfe, die sich meist auf Eigentumsdelikte bezogen, zu klären. Es ging nie vorrangig um Bestrafung sondern um den Erhalt des sozialen Friedens. Aber nach diesem Völkermord, wobei ungefähr 800.000 starben und 100.000 vor Gericht standen und stehen, kam bei ihr die Frage auf wie Opfer und Täter als Gemeinschaft und als Nation…


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von Frank-Alexander Hettig

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