Berlin
Michaela Melián
Red Threads
Ein Bericht vom Aufbau der Ausstellung im KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst 27.03.–24.07.2022
von Matthias Reichelt
Für ihre Einzelausstellung hat Michaela Melián (*1956 in München), Bildende Künstlerin und Musikerin, ein großes Wandbild zur Geschichte von Tamara Bunke entworfen, das sie Punkt für Punkt mit gestempelter Farbe auf alle vier Seiten einer freistehenden Stellwand aufträgt. Für Melián, Mitbegründerin der Band F. S.K. und seit 2010 Professorin an der Hochschule für bildende Künste (HfbK) in Hamburg, ist Tamara Bunke aufgrund ihrer Biografie und aus feministischer Perspektive interessant. Haydée Tamara Bunke Bíder wurde 1937 in Argentinien als Tochter von aus Deutschland ins Exil geflohenen Kommunisten geboren. Der Vater, Erich Bunke, war Deutscher und die jüdische Mutter, Nadja Bider, stammte aus Odessa. Die Familie kehrte nach dem Krieg zurück in die DDR.
Tamara Bunke vergaß ihre lateinamerikanische Wurzeln nie und schloss sich später unter dem Decknamen Tania der von Che Guevara geführten Guerilla in Bolivien an, wo sie 1967 in einen Hinterhalt geriet und erschossen wurde. Bis heute wird sie als Tania La Guerrillera nicht nur in Lateinamerika verehrt und ikonisiert. Die mythologisch aufgeladenen Erzählungen um ihre Person haben sich in der Popkultur, in Filmen und in der Literatur niedergeschlagen. Melián fand diese sowohl in Ost wie auch West beachtete Person für die zentrale neue Arbeit in Berlin als ehemaligem Ort sichtbarster Systemkonfrontation sehr passend. Ihre Recherche zu Tamara Bunke schlug sich in vielen Zeichnungen nieder, die sowohl Szenen aus Filmen, Fotos, Plätzen und Wohnorten darstellen. Daraus kompilierte sie schließlich das Wandbild…