Hanne Weskott
Michaela Melián
Gal. der Künstler, München, Sommer 1986
Edition Gross, Bergen 4.10.-25.10.1986
Michaela Melián ist 1956 in München geboren und hat den größten Teil ihres bisherigen Lebens in dieser Stadt zugebracht. Hier hat sie Musik, Grafik und Malerei studiert. Als Musikerin gehört sie der Gruppe “Freiwillige Selbstkontrolle” an; als Grafikerin erhielt sie 1983 den Celestino-Piatti-Preis gemeinsam mit Marc Sargent; als Malerin ein DAAD-Stipendium für London.
Schon 1982 war sie bei einer Akademieausstellung aufgefallen. Für ihre Bilder verwendete sie damals bunt gemusterte Stoffe als Malgrund. Wie sich ihre Menschen lässig faul auf der “natürlichen” Blumenwiese der Stoffe räkelten, das zeugte von Witz und einer Experimentierfreudigkeit, die mehr versprach. Freilich war damit nur ein ganz kleiner Teil dessen erfaßt, was sich im Laufe der nächsten 4 Jahre als wesentlich für ihre Arbeit herausstellen sollte. Ihre Stoffbilder sind eben nicht nur humorvolle Aperçus, sondern stellen in jedem Falle einen Dialog zwischen Figur und Grund dar. So liegt auf dem alten Perserteppich ihrer Großmutter ein Mann in der Haltung, in der die Polizei die Umrisse von Opfern festhält. Auf einem fröhlich farbigem Samtrock hingegen geht ein elegantes japanisches Paar spazieren. Im sogenannten “Big Heidegger Painting” werden die beiden Figürchen vom dichten Blumennetz völlig umschlossen und überwuchert. Gerade in diesem Bild steckt viel von Michaelas Weltsicht, deshalb auch der etwas hochtrabende Titel. Bei Heidegger hat sie in dem Begriff der “Geworfenheit” das ausgedrückt gefunden, was sie bis dahin ganz intuitiv in ihre Menschenbilder hineingelegt hatte: Der Mensch sieht sich mit ganz bestimmten und begrenzten Vorlagen…