vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: München · S. 405 - 405
Ausstellungen: München , 1991

Maribel Königer
Michael Witlatschil

Galerie Karin Sachs, München, 30.11.1990 – 12.1.1991

Zu Zeiten, als die großen Plätze der italienischen Stadtstaaten mit kolossalen Standbildern aus so berühmten Werkstätten wie der Michelangelos bestückt wurden, fing der “Paragone”, der Wettstreit der Künste, gerade an polemisch zu werden. Ob nun Dichter oder bildende Künstler – und unter diesen wiederum Maler oder Bildhauer – die edlere Tätigkeit ausführten, darum wurde wortreich gefochten. Und für Maler vom Range Leonardos war es klar, daß die Skulpteure, die beim Lärm von Hammerschlägen ihren Stein bearbeiten, weit unter den eleganten, feinsinnigen Pinselakrobaten rangierten, denn die Kunst des Bildhauers ist “eine rein mechanische Arbeit…, bei der er häufig sehr ins Schwitzen kommt, sich der Schweiß mit Staub vermischt und in Schmutz verwandelt; sein Gesicht ist verschmiert, und…seine Wohnung ist schmutzig, voll Steinsplitter und Marmorstaub”. Der Kraftaufwand und die unsauberen Arbeitsbedingungen indignierten den Meister.

Wie der westfälische Künstler Michael Witlatschil das angestaubte Klischee vom tüchtigen, aber geistlosen Plastiker Lügen straft, ist bekannt und fasziniert doch immer wieder aufs neue. Labile Objekte aus Stahl, Glas oder Holz bringt er wie von Geisterhand zum Stehen. Er veranlaßt schmale Stäbe und schwere Stangen, auf winzigsten Standflächen in Ruhe aufrecht zu verharren, und traut ihnen zu, dieses Gleichgewicht auf Dauer bewahren zu können. Kein Schweiß fließt, und keine Späne fliegen, wenn Witlatschil seine Skulpturen aufstellt. Exakte Berechnung bei der Vorbereitung und ruhige Konzentration beim Aufbau ermöglichen das für unmöglich Gehaltene. Sogar mit dem Computer arbeitet der Künstler, wenn er sich seine Ideen, für die er kein Modell bauen…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei