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Titel: Die Frühen Jahre · S. 289 - 295
Titel: Die Frühen Jahre , 1989

Stella Baum
Michael Werner

S.B.: Wo und wann sind Sie geboren?

M.W.: Ich bin 1939 in Nauen geboren. Meine Eltern lebten in Berlin, aber wegen der kriegsbedingten “Soldatenproduktion” mußte meine Mutter vor den überfüllten Krankenhäusern nach dort ausweichen.

Sind Sie dort aufgewachsen?

Wir waren mehrfach evakuiert, und als ich etwa fünf war, ist meine Mutter mit mir und meiner Schwester endgültig nach Bad Oeynhausen zu einer Tante gezogen, wo wir bis zum Kriegsende und etwas darüber hinaus blieben. Mein Vater kam dann auch und fand Arbeit, er ist Ingenieur, im Ruhrgebiet.

Mich interessiert Ihr Werdegang. Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

In Mülheim/Ruhr auf dem Gymnasium ging es nicht besonders mit mir, ich war ein schwieriges Kind. Der einzige, mit dem ich mich unterhalten konnte, war mein Zeichenlehrer, ein Maler, Johannes Geccelli. In dessen Unterricht interessierte mich nicht so sehr das Zeichnen, ich war darin bemerkenswert unbegabt, sondern mehr die Geschichten, die er aus der Kunst-Vergangenheit und -Gegenwart erzählte. Irgendwie wird er wohl die Sicht in mir geweckt haben, daß die Kunst etwas mit Freiheit, Abenteuer und dem Guten und Schönen zu tun hätte.

Ich bin dann auch bald von der Schule gegangen, so um 1957/58, weil ich nichts mehr verstand. Ich habe auf dem Bau und in der Fabrik gearbeitet und bin per Anhalter herumgereist. Dann ist mir irgendwie eine Nummer der Kunstzeitschrift “Du” in die Finger geraten, in der über alle wichtigen europäischen Kunsthändler berichtet wurde, und ich habe ganz naiv Briefe, in denen ich nach Arbeitsmöglichkeit fragte, an die geschickt, deren Fotos mir gefielen….


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