Heinz-Norbert Jocks
Michael van Ofen
Galerie Hans Strelow, bis 15.7.1989
Der 33jährige, in Essen geborene Düsseldorfer Maler Michael van Ofen, der sich während seines Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie aktiv mit der bilderfeindlichen Konzeptkunst der siebziger Jahre beschäftigte, malte seine ersten Bilder erst, als er die Akademie verließ. Ein eigensinniger Autodidakt unter dem Einfluß von Gerhard Richter, der sich, da er findet, daß auch die wieder zu Ansehen gelangte freie Malerei von Tabus umstellt ist, ihrer Engstirnigkeit widersetzt. Wenn in seinem Atelier Hirsche, Hasen und Vögel, aber auch Ruderboote, Segelschiffe, Dampfer und Kriegschiffe das Licht der Farbe erblicken, dann erscheint dies, zumindest auf den ersten Blick, wie ein heikler, nachdenklich stimmender, stutzig machender Seiltanz zwischen Kitsch und Kunst, Abbild und freiem Duktus, Motivstrenge und Motivauslöschung.
Mit stimulierender Reflexion über die uneingeschränkte Macht ätzender Kitschreproduktionen oder mit phantastischer Ironisierung in Kaufhäusern ausliegender Massenware hat dies nichts zu tun. Weder distanziert sich van Ofen von dem, was er darstellt, noch strebt er eine die Verwendung abgenutzter Motive rechtfertigende Metaebene an. Er zieht gängige Motive vor, löst sie, um sie auf einer anderen Ebene zu verteidigen, aus ihrem gewöhnlichen Kontext. Die Malweise, deren Kriterien Freiheit des Strichs und Auflösung sind, stiftet, weil sie weder abbildet noch modelliert, auf ihre gelassene Art Verwirrung. Wobei anzumerken ist, daß diese Malerei mit ihrem taktischen Hintersinn nie so ungebunden ist, daß sie die Konturen, Umrisse und Linien vernachlässigt oder auslöscht. Hier zeigt sich, daß van Ofen den Tiermotiven, wie sie auch im Zeitalter der Simulation auf Briefmarken vorkommen, fortdauernde Ausstrahlung…