Jürgen Raap
Michael Toenges
“Nur reine Malerei”
Galerie Udo Bugdahn, 22.1.-5.3.1988
Man mag darüber erstaunt sein, daß es von der Erfindung der Fotografie bis zum Informel immerhin rund l00 Jahre gedauert hat, bis die Malerei sich endgültig ihrer tradierten Abbildfunktion entledigen konnte. Und dennoch haben sieh in den letzten 30 Jahren in erster Linie nur wieder jene Riehtungen durchsetzen können, die bewußt Versuche des Wiedererkennens zulassen. Michael Toenges attackiert diesen Umstand; seine als Irreführung angelegten Bildtitel sollen der Farbe wieder zu einem “reinen” Wen bar jeglicher inhaltlicher Symbolik verhelfen.
Zuschreibungen wie “Im Ruhrtal’ oder “Friedhofeingang Köln-Melaten” suggerieren zwar, Toenges widme sich der Landschaftsmalerei, aber die dick-quastigen Farben unterhalb des “Staudamms im Bergischen” meinen keine brodelnd verquirlten Wassermassen. die erdhaft-dunklen wulstigen und porösen Brocken keine Weinberge “Im Rheintal”. Das Portrait des Inquisitors hätte auch jemand anderen, bzw. überhaupt nichts darstellen können. Selbst was sich als “Lehrter Bahnhof scheinbar als schwarze Architektursilhouette vor dem Hintergrund abhebt, hat keinerlei ikonische Funktion, sondern nur als kontrastiv angelegte Farbfläche Gültigkeit. Da möchte man allerdings auf Max Ernst verweisen, der einmal bemerkt hatte, “ohne Titel” sei oft eine genauere Bezeichnung als eine konkrete Verbalisierung von interpretierbaren Bedeutungszusammenhängen.
Denn was aus seinen Bildern ablesbar wäre, ist Toenges zutiefst gleichgültig: er pocht auf sein Credo, “Malen” sei als egomanische Tätigkeit “an sich” grundsätzlich von kommunikativ pointiertem “Kunstmachen” zu unterscheiden. Seine Malweise ähnelt zuweilen der von Anselm Kiefer, aber ohne daß im Entstehungsvorgang “Schwere” als inhaltlich intendierter Ausdruck zutage tritt, und wo Yves Klein davon überzeugt war. in der monochromen Malerei befänden sich Idee…