Jochen Becker
Michael Snow
»Panoramique – Ouvres Photographiques & Films /
Photographic Works & Films 1962-1999«
Société des Expositions du Palais des Beaux-Arts de Bruxelles / Cinématheque Royale de Belgique, 8.7. – 5.9.1999
Beim legendären 4. Experimentalfilmfestival in Knokke-le-Zoute 1967 – hier schalt der damalige Filmstudent Holger Meins die belgischen Organisatoren als Faschisten – erhielt der bis dahin unbekannte kanadische Regisseur Michael Snow für ,Wavelength’ den Großen Preis. Und stahl dem nationalen Künstler Marcel Broodthaers diese Auszeichnung sozusagen vor der Nase weg, wie es das Katalogvorwort ausdrückt. Nun holt – begleitet von einer ausführlichen Filmretrospektive – die frankophon ausgerichtete Wanderausstellung ,Panoramique – Ouvres Photographiques & Films 1962-1999′ mit etwa 50 transportablen Foto-Arbeiten auch die unbekannten Seiten des (Foto-)Künstlers Michael Snow herüber. Beim öffentlichen Gang durchs fotografische Werk musste er selbst schon mal auf die Jahresschilder schauen, um sich zu vergewissern, wann denn dies alles entstanden war.
Alain Fleischers Essay über Snows “Cinemaschine” beschreibt den verbreiteten Eindruck konzeptioneller Schärfe, Effizienz und Haltbarkeit, welche Michael Snows Kinoarbeiten umgibt. Dies zeige sich an dem eigentümlichen Phänomen, dass man gar nicht mehr recht weiß, ob man den Film denn nun wirklich gesehen habe oder die Beschreibungen das eigene Erleben überlagert haben: “Das Gefühl von Unsicherheit war soweit gewachsen, dass ich nicht mehr länger sicher war, welche Filme von Michael Snow ich nun bei Vorführungen gesehen hatte, und welche ich mir auf Grund ihrer Geschichte in meinen Gedanken einbildete.” Fleischer machte die Probe, ließ sich insgesamt fünfzehn Filme vorführen und schaute nach, ob denn nun ,Wavelength’ (1966-67) wirklich ungebrochene…