Susanne Boecker
Michael Schmidt – »Frauen«
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, 3.6. – 16.7.2000
Älterer Fotograf macht Bilder junger Frauen. Eine geradezu klassische Konstellation. Mit zumeist geradezu klassisch vorhersagbaren Ergebnissen. Michael Schmidt, geboren 1945, fotografiert 14 bis 30 jährige “Frauen”. Da erwartet man – etwas anderes. Mit Projekten wie “Waffenruhe” oder “EIN-HEIT” (der das New Yorker Museum of Modern Art eine Einzelausstellung widmete) wurde Schmidt international als historisch engagierter Fotograf bekannt. Jemand, der “Dokumentation” nicht als sachliches Erfassen von Begebenheiten begreift, sondern eine Form individueller Erarbeitung von Themen entwickelt hat, die letztendlich Unabbildbares visuell erfahrbar werden lässt.
Nun hat er sich also den “Frauen” dieser Republik zugewandt. Angelegt als “historisches” Projekt, entstand der neue, 81 Schwarzweiß-Fotografien umfassende Zyklus in den Jahren 1997 bis 1999. Ursprünglich hatte er “Generationsgeschichte” schreiben wollen, ein Plan, von dem Schmidt jedoch bald abgerückt ist. Er konzentrierte sich statt dessen auf die junge Generation, wollte wissen, was das für Menschen sind, die in Kürze die Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen werden. Und da erschienen ihm die Frauen interessanter, weil sie sich offenbar stärker verändert haben, als die jungen Männer. Schmidt fotografierte Frauen, “die sich noch nicht öffentlich präsentieren müssen, die zuvor noch nie vor einer Kamera gestanden haben”. Frauen im ungeschliffenen, unverbildeten, ungebrochenen Rohzustand zwischen Pubertät und gesellschaftlich definierter Rolle, in seiner Brüchigkeit geeignet, das Neue aufzuspüren, das diese Generation von der ihrer Mütter unterscheidet.
Das Projekt war angelegt als fotografischer Versuch, etwas herauszufinden, von dem Schmidt vermutete, dass es existiert. Da gab es keine fixen Vorstellungen darüber, wie…