Berlin
Michael Schmidt
Retrospektive. Fotografien 1965–2014
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart 23.08.2020–17.01.2021
von Ronald Berg
Im Jahr 1965 entdeckte Michael Schmidt während seiner Ausbildung zum Polizisten durch Zufall einen Fotoapparat bei einem Kollegen im Spind. Daraufhin kauft sich der damals Zwanzigjährige für drei Monatsgehälter eine Spiegelreflexkamera. Bereits 1973 schmeißt Schmidt den Polizeidienst wieder hin. Jetzt heißt es auf seinen Briefbögen „Foto-Journalist, Dozent, Werbefotografie, Entwurf und Gestaltung“. 1981 schreibt Schmidt an den Bürgermeister des Bezirks von Berlin-Kreuzberg. In Kreuzberg ist Schmidt geboren, hier lebt er, hier ist er Streife gelaufen und hatte fotografiert. Hier auch fand 1973 seine erste Fotoausstellung statt. Titel: „Berlin-Kreuzberg“. Acht Jahre danach heißt es nun in Schmidts Brief: „ … es reizt jeden Künstler, nach Jahren das gleiche Thema noch einmal anzupacken“. Dass Schmidt sich bei seinem Bemühen wieder mal einen Auftrag aus dem Bezirksamt zu ergattern, als „Künstler“ anpreist, zeugt nicht nur von Schmidts eigene Entwicklung als fotografischer Autodidakt, sein Statement beschreibt zugleich die Anerkennung des Mediums Fotografie als Kunstform in diesen Jahren.
Wie jetzt von Thomas Weski, Kurator der aktuellen Retrospektive zum Lebenswerk von Michael Schmidt mit ihren über 300 Fotos, zu hören ist, habe Schmidt sich „immer wieder neu erfunden“, also die formalen Ansätze Schmidts hätten bis zu seinem Tod 2014 beständig gewechselt. Schmidt selbst – so ist er in einem Video-Trailer zur Ausstellung zu erleben – akzentuiert es anders. Es gäbe „Brüche“. Aber: „Es gibt ’ne Haltung, und die betrachte ich sehr stark als ’ne konsequente Position“, sagt Schmidt mit seinem Berliner Akzent. Diese „Haltung“ in…