Michael Stoeber
Michael Sailstorfer
»Forst«
Kestnergesellschaft Hannover, 26.11.2010 – 6.2.2011
Als die Kestnergesellschaft 1997 ihr drittes hannoversches Domizil in der Goseriede 11 bezog, sorgte Rebecca Horn mit der Eröffnungsausstellung für einen furiosen Auftakt. In der Bel Etage des Hauses baute sie ihren, bis unter die imposante Gewölbekuppel ragenden „Turm der Namenlosen“, eine baumartige, mit Violinen bewehrte Leiterpyramide, mit der die Künstlerin allen Heimatlosen dieser Welt ein anrührendes Memorial errichtete. Drei Jahre später pflanzte Fabrizio Plessi seinen „Hängenden Wald“ in den Raum: Neun mächtige, an der Decke befestigte und in der Luft verharrende, ausgehöhlte Baumstämme, aus denen Videoprojektoren die Bilder prasselnden Wassers auf flache, unter ihnen liegende Monitore warfen. Ein ebenfalls atmosphärisch dichtes, überwältigendes Schauspiel. In diese Reihe fügt sich jetzt der junge Michael Sailstorfer mit „Forst“ in überzeugender Weise ein. Auch seine Installation wurde speziell für diesen Ort geplant und gebaut. Von derselben Decke in derselben Ausstellungshalle hängen, mit ihren Baumkronen nach unten, drei gefällte Buchen und zwei Eichen. Elektromotoren drehen sie im Kreis. Ihre Zweige berühren den Boden und fegen dabei immer neu herabfallende, welke und braune Blätter zur Seite. Anders als bei Plessi haben Sailstorfers Bäume nichts Monumentales. Sie sind im Gegenteil jung und fragil, und seine Skulptur besitzt die Schönheit einer Zeichnung im Raum. Sie ist diskret und von japanischer Zurückhaltung. Dennoch ist sie äußerst beredt. Ihre meditative Kreisbewegung erinnert an Ueckers „Sandmühlen“ und inszeniert wie sie die Wiederkehr eines Immergleichen. Dabei durchwaltet Sailstorfers Installation ein Schopenhauerscher Pessimismus, eine leise Trauer, eine Sisyphos-Geste der Vergeblichkeit. Zugleich hat sie durch…