vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Braunschweig · von Rainer Unruh · S. 265 - 265
Ausstellungen: Braunschweig , 2016

Rainer Unruh
Michael Riedel

»Besuchte und nicht besuchte Ausstellungen (Einladungen 1997-2015«
Kunstverein Braunschweig, 5.12.2015 – 14.2.2016

Wir alle wissen, dass Kunst mehr ist als das, was in Galerien und Museen an den Wänden hängt. Wir sind darüber informiert oder ahnen zumindest, was bei Ausstellungen an Absprachen zwischen Sammlern und Kuratoren läuft, wie die Transporte von Werken organisiert und versichert werden, wer den Aufbau und die Hängung besorgt, Sponsoren gewinnt, die Presse informiert und den Abbau verantwortet. Künstler thematisieren diese Rückseite der Kunst eher selten. Sie ist dem vor allem auf dem Kunstmarkt immer noch attraktiven Mythos vom Künstler als schöpferischem Genie abträglich, das aus sich heraus neue Werke schöpft.

Michael Riedel ist zu intelligent, um an das Märchen vom autonomen Künstler zu glauben. Seine Kunst ist Metakunst. Sie legt die Karten auf den Tisch, macht kein Geheimnis aus ihren Quellen und fragt stattdessen, wie heute ein origineller Kommentar zu dem möglich ist, was in Museen und Galerien gezeigt wird. Im runden Vestibül der Villa Salve Hospes, Homebase des Kunstvereins Braunschweigs, liegen mehrere weiße Holzscheiben übereinander. Auf der obersten findet sich eine (manipulierte) Kopie mit einem schematischen Überblick über die Kunstrichtungen von 1800 bis 1995. Entwickelt sich Kunst quasi geologisch, wobei eine Schicht der nächsten folgt, unabhängig von den Intentionen der Maler und Bildhauer?

Die Ausstellung im Kunstverein Braunschweig führt zumindest eines unmissverständlich vor Augen: Riedel misstraut der schöpferischen Geste. Ähnlich wie die strukturalistische Linguistik den Vorrang des Regelsystems Sprache vor dem individuellen Ausdruck betont, insistiert auch Riedel darauf, dass sich jeder Künstler schon immer…



Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei