Michael Elsen, Walter Gramming – Scherenschnitte
Institut Unzeit, Berlin Kreuzberg
Das Auge gewöhnt sich nur langsam an die es umgebende Dunkelheit. Der Besucher nimmt erst in verschiedene Richtungen gelenkte Lichtkegel wahr, bevor er sechs von der Decke hängende Bahnen von Papier realisiert. Auf ihnen sind jeweils unterschiedliche kleinformatige Scherenschnitte angebracht, die im Lichtkegel auf der dahinter liegenden Wand weiß aufleuchten. Die Installation ist in der Zusammenarbeit des Malers Michael Elsen mit dem Filmer Walter Gramming entstanden. Für den Maler ist der Scherenschnitt eine Möglichkeit, über den Raum der Leinwand hinauszugehen. Hinweis auf diesen Zusammenhang sind im gleichen Raum angebrachte Wandmalereien, die nur schwach sichtbar sind und im Kontrast zur räumlichen Wirkung der Scherenschnitte stehen. Im Gegensatz zum üblichen Scherenschnitt sind die einzelnen Zeichen als Negativ ins Papier geschnitten. Erst mit dieser Methode wird eine Projektion der Scherenschnitte ermöglicht, die gleichzeitig zu einer Verlängerung in den Raum wird.
Die archaische Symbolik ist bewußt gewählt, der Rückgriff darauf korrespondiert mit dem dunklen Raum, wogegen die Projektion ‘modern’ wirkt. Die Vermittlung archaischer Bildwelten in einer mehr oder minder zeitgenössischen Form ist ein Element der Installation, die im Institut Unzeit in Kreuzberg zu besichtigen war. Ob die Methode der Projektion sich auf der flachen Leinwand wiederhole, bleibt fraglich.
Thomas Wulffen