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Ausstellungen: Göttingen · von Jens Asthoff · S. 316 - 317
Ausstellungen: Göttingen , 2010

Jens Asthoff
Michael Conrads

»Paint«
Kunstverein Göttingen, 17.1. – 28.2.2010

Paint“ – so nennt der in Hamburg lebende Maler Michael Conrads seine erste institutionelle Einzelschau. In der lakonischen Direktheit des Titels drückt sich wohl auch die Faszination für Farbe als Material aus. In seiner ungegenständlichen Malerei verwendet Conrads sie in einem explizit stofflichen Sinne, entfaltet mit verschiedensten Malmitteln und Arten des Farbauftrags ein spannungsreiches, eher düsteres Kolorit, das er in komplexen Rasterstrukturen zu dichtgefügten Oberflächen verknüpft. Sein Umgang mit Farbe und Konstruktion paraphrasiert eigentlich Konkrete Malerei: Die Bilder sind nicht abstrahiert, d.h. sie haben keinen „naturalistischen Kern“, sondern basieren auf rein geometrischer Konstruktion, und Farbe wird darin nicht referentiell, sondern autonom als materielle Oberfläche aufgefasst. Doch das Konkrete verbindet sich hier mit einer kalkulierten Rauheit und ausdrücklich lässiger Verarbeitung –?was im Ergebnis schon mal wie ein dreckiges Remake von NeoGeo wirkt. Anders als in Traditionslinien Konkreter Kunst werden Konstruktion und Farbe hier nicht aus der „sauberen“ Rationalität serieller Struktur und präzis gefasster Oberflächen entwickelt. Conrads lässt schlierige, felderübergreifende Farbverläufe oft stehen, bricht rhythmische Muster auf, lässt Bildstrukturen verschiedenen Typs kollidieren oder ausufern bis zum dekorativen Zerfall. Typischerweise löst er solche Verflechtungen von Rationalität und irratonaler Verfransung eben nicht auf, sondern steigert sie noch in Mehrdeutigkeit und eine raffinierte Unübersichtlichkeit hinein.

Die Göttinger Ausstellung versammelte eine Reihe neuer Arbeiten, in denen das anschaulich wurde. Conrads hatte die Malerei hier verstärkt in installative Bildkontexte gestellt, etwa das Gemälde „Landschaftsfraktur“ (2010) auf der kontrastiv in Silber und Schwarzweiß gehaltenen Wandmalerei „o.T. (Display)“ (2010) platziert. Zwei darauf…



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