Peter Funken
Michael Buthe
Kunstforum der Nationalgalerie in der Grundkredit-Bank, 23.2. – 16.4.1990
Fünf Jahre lang diente das Kunstforum der Grundkredit-Bank der Nationalgalerie als Dependance. In dieser Zeit fanden unter dem Kuratorium von Britta Schmitz 25 Ausstellungen statt, von Attersee bis zur Modefotografie, von Armleder bis zur Filmarchitektur, wobei die Präsentation von Gegenwartskunst eindeutige Priorität besaß.
Eine Installation von Michael Buthe beschließt den Ausstellungszyklus im kreisrunden Raum des Forums, das aber auch in Zukunft, unter anderer Regie, ein Ort der Kunst bleiben soll. Michael Buthe zeigte in der Rotunde eine große Anzahl von Skulpturen, Collagen und Objekten, die er als privat-mythologisches Gesamtkunstwerk – wie ein Panoptikum paradiesischer Möblierung – installiert hat. Den inneren von acht Säulen umstellten Circle des Raumes ließ er frei und erzeugte so in den äußeren Zonen eine plastische Verdichtung. Die flirrend bunte Ansammlung von Kunstgegenständen – entstanden aus bemalten Fundstücken, Zivilisationsmüll, Baumstämmen, Hörnern, Reisig, Federn, Fotos und Papier – bildet ein bizarres Szenario, ein Amalgam aus Versatzstücken der Wirklichkeit, die hier wie in Goethes “Zauberlehrling” den Aufstand proben, um “edle Wilde” zu werden. Insofern bleibt “Der Aufstand der Zeichen” bei Michael Buthe ein eher romantisches Unterfangen. Die Nobelisierung der Assemblagen erzielt der Künstler in erster Linie durch die Bemalung mit Goldfarbe, Ultramarinblau und Purpurrot. Die armen Materialien seiner Kunst – Räder, Schaufeln, Körbe, Besen, zerbrochene Stühle, Altpapier, Steine, verrostetes Blech, Stroh, Äste und dergleichen – werden durch den Farbauftrag aus ihrem profanen Zustand in den der Heiligkeit erhoben und erlangen als Symbolträger eine personale Wesenhaftigkeit in einer mythischen Ordnung…