Juliane Schulze
Le dernier secret de Fatima
Im Jahre 1917 erlebten drei Hirtenkinder aus dem Dorf Fatima in der portugiesischen Provinz Estremadura eine Erscheinung Mariens als der »Muttergottes vom Rosenkranz«, die mit Weissagungen einherging. In jenem Jahr wiederholte sich die Erscheinung kontinuierlich und die Prophezeiungen trafen ein. Fatima wurde zum Wallfahrtsort der Pilger.
Noch heute lebt eine der Schwestern und die Legende sagt, das letzte Geheimnis der Offenbarungen aus Fatima dürfe bis zum Tode dieser letzten Schwester nicht preisgegeben werden.
Michael Buthe nannte seine 1986 entstandene Installation »Le dernier secret de Fatima«, die aus vier mehrteiligen Bildtafeln und mehreren Skulpturen besteht. In vier Stationen schildert er einen inhaltlichen wie formalen Klärungsprozeß, der bei dem ersten aus Malerei und Collage, Gold- und Samttafel zusammengefügten Tableau beginnt. Im Rotieren dieser Tafeln um ein gleichsam magnetisches Zentrum setzen sie ihre höchst gegensätzlichen Kräfte frei und bauen zwei antagonistisch zueinander stehende Energiekreisläufe auf: zum einen, indem die ruhig pulsierende Wärme des Goldes vom wärmespeichernden Samt am naturgemäßen Diffundieren gehindert und der Zirkulation wieder zugeführt wird, zum anderen in der belastenden Dichte der gegeneinander angehenden Farbschübe in der gemalten und collagierten Zone und ihrer vernichtenden Ansammlung zum Objekt gewordener Menschenabbilder. Die sich dort entwickelnde Kraft ist eine in Auflösung begriffene, die sich in der Sekunde ihres Austretens verausgabt und somit auslöscht.
In dieser ihrer Gegensätzlichkeit stehen sich beide Energiekreisläufe kämpfend gegenüber, repräsentieren die um das Vorrecht streitenden Prinzipien der Konstruktion und der Destruktion.
In der nächsten Phase filtert Buthe in den beiden Triptychen die impulsgebende Urkraft aus seiner Malerei und…