Johannes Meinhardt
Michaël Borremans
»Eating The Beard«
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 20.2. – 1.5.2011
Mücsamok, Kunsthalle Budapest, 14.5. – 26.6.2011
Ich mache Gemälde, weil mein Thema weitgehend Malerei ist.“ Die Gemälde von Michaël Borremans unterlaufen auf mindestens drei Ebenen den direkten Bezug zu ihren Sujets. Aber dieses Unterlaufen hat zur Bedingung, dass diese Gemälde auf den ersten Blick traditionelle, fast altmeisterliche – und deswegen schon wieder auffällige – Malerei zeigen. Deren Sujets sind durchwegs Körper und Gesichter, die fast ohne Umgebung, ohne erkennbare räumliche Situation aus dem gemalten Hintergrund hervortreten; dieses Hervortreten aber geschieht demonstrativ, demonstriert sichtbar, dass es ein Effekt der Malerei ist – beispielsweise dadurch, dass partiell die Leinwand oder die Grundierung als Grund des Heraustretens gezeigt wird.
Die Malerei dieser Gemälde ist demonstrativ übertrieben; das geht so weit, dass Borremans die illusionistischen Möglichkeiten der Malerei im Übermaß einsetzt; so etwa die Lichter und Höhungen, die den Gesichtern und Körpern einerseits Plastik verleihen, sie andererseits als von Licht erhellte oder beleuchtete kennzeichnet. Diese demonstrative Überaffirmation der Tradition zeigt sich auch in der selbstverständlichen, nicht spezifischen Verwendung einer flämischen Malereitradition des Leibes: eines groben, materiellen Fleisches, einer haptischen Fleischlichkeit – die partiell durch sichtbare, grobe Striche analogisiert und motiviert wird.
Malerei wird von Borremans nicht zitiert; er ruft keine bestimmten historischen Gemälde herauf, die er in einen Reflexionszusammenhang stellt. Malerei wird vielmehr von ihm demonstriert, als eine generelle vormoderne Tradition der Bilderzeugung; in seinen Gemälden wird auf sehr unterschiedliche Weise immer wieder darauf hingewiesen, dass sie gemalt sind. Es ist also nicht so sehr der Fall,…