Peter Funken
Michael Bause
“Stadträume”
Galerie ix, 5.11.-3.12.1988
Stadt- und Vedutenmalerei haben in der europäischen Kultur eine große Tradition. Im 20. Jahrhundert ist Berlin für viele Künstler, von Grosz, Baluschek, Wunderwald und Heldt bis hin zu Karl-Horst Hödicke, immer wieder ein besonders urbanes Faszinosum gewesen. Wie aktuell die Darstellung großstädtischer Szenarien auch heute ist und wie wenig an Anziehungskraft dieses Genre eingebüßt hat, dokumentieren die 1988 entstandenen Ölbilder und Collagen des in Berlin lebenden Michael Bause. Seine Arbeiten beziehen sich jedoch nicht ausschließlich und keineswegs in einem sentimentalen Sinn auf die Berliner Stadtlandschaft. Bause interessiert vielmehr das Motiv “Stadt” als ein Generalthema, so daß ihn der Stadtraum Berlins als Vorlage zwar anregte, letztlich aber als konkreter Schauplatz hinter dem Pastiche einer allgemeineren Metapher zurücktritt: Gemeint ist der Vanitas-Gedanke, der in Bauses Malerei auf die Stadt als Ort menschlicher Behausung übertragen wird. Bauses Stadträume sind menschenleer, es sind Provinzen, in denen das Menschliche keinen Platz hat. Da Personen, Natur und andere Lebensspuren nicht existieren, fehlt den Bildern jeglicher Proportionsmaßstab. Allein von daher geht von diesen Stadträumen eine – um es salopp zu formulieren – “Piranesi-artige” Gewalttätigkeit aus. In ihrer Aussage wirken sie keineswegs deprimierend oder bedrohlich, und doch benennt Bause in diesen Architekturkonglomeraten die fatale Brutalität gegenwärtiger Kolossalbildungen. Wie Stilleben, die auf ihre Vergänglichkeit verweisen, sind diese Monumentalordnungen konstruiert.
Bauses Stadträume werden von einer genauen Tektonik bestimmt, die durch seine zupackende malerische Methode erst ihre eigentliche Bedeutung erhält. Die immer wiederkehrenden Formen dieser Malerei sind die konstruktiven Elemente architektonischer Bedeutung: Mauern, Bögen, Fassaden, Streben…