Heinz Thiel
Micha Ullman
»Waage – ein Landschaftsprojekt«
Kunstverein Springhornhof, Neuenkirchen
15.09. – 4.11.1990
1974 ist Ruth Falazik im Heidedorf Neuenkirchen am Rande der Lüneburger Heide mit Kunst aus den Galerieräumen hinausgegangen. Ein paar Jahre lang boten Dorf und Dorfrand Standorte für die Kunst, dann gingen die Künstler immer bewußter in die Landschaft hinein. Kunstwerke wurden zu artifiziellen Teilen des natürlich-landschaftlichen Kontexts. Aus Natur-Materialien und natürlichen Handhabungen wuchsen in wechselseitiger Beeinflussung neue künstlerische Formen. In den seither vergangenen fünfzehn Jahren hat sich anhand der Neuenkirchner Erfahrungen ein Repertoire entwickelt, das man im technischen Umfeld als ausgereift bezeichnen würde. Keine Gartenschau verzichtet heute mehr auf ein landschaftsbezogenes Kunstwerk, kein größerer Park wird geplant ohne Einbeziehung von Kunst und Künstlern. Die bis zur Mitte der 80er Jahre herausragende Stellung von Neuenkirchen als einem Innovations- und Experimentalfeld ist weitgehend nivelliert worden durch die gestiegene Nachfrage aus dem Bereich der städtischen Grünflächengestaltung. Andererseits hat sich auch der Innovationsschub seitens der Künstler deutlich verlangsamt. In den letzten vier Jahren haben sich die Künstler in Neuenkirchen stärker als zuvor architektonischen Aspekten gewidmet. Aus der landschaftlichen Skulptur ist vielfach eine Skulptur in der Landschaft geworden.
Micha Ullman, 1939 in Tel Aviv geboren, ist mit seiner Skulptur wieder in die landschaftliche Struktur hineingegangen, er gibt der Natur wieder ein Mitspracherecht bei der Gestaltung. Zwischen Feldweg und Waldrain hat er ein 9,20 m großes Quadrat gegraben, hat es abgeschrägt und im Inneren mit pyramidenförmigen Sandsäcken gefüllt, die als Abschluß zwei gleich große Stahlschalen tragen, die mit Erde und Grassoden aufgefüllt sind. Die Grassoden…
