Heinz-Norbert Jocks
Mic Enneper
Galerie Bugdahn & Kaimer, Düsseldorf, 16.9. – 22.10.1994
Mic Enneper, Jahrgang 1950, operiert seit Jahren an der Aura von Kunstwerken. Sicherlich ist er einer der ernstesten Künstler seiner Generation, ja, ein eigensinniger, auf Authentizität der Trauer bedachter Hermetiker mit Tiefgang. Dessen Werk, das auf Land-, Minimal- und Concept-art anspielt, weicht aber inhaltlich wie formal von dem ab, worauf es fußt. Von der Einmaligkeit des Kunstwerks springt er über die Frage nach dessen Dauergeheimnis zu jenem Themenkomplex, der sich mit der Offenheit des Sehens und der Erahnung verlorener Zeit befaßt.
Über Jahre verweigerte er sich dem Kunstbetrieb und suchte von 1977 an Orte im Abgelegenen auf. Dort, an einsamen Küsten, in unterirdischen Gängen, unter finsteren Brücken, in unhäuslichen Unterführungen wie in verlassenen Häusern, erbaute er seine Fluchtburgen, fand er den zur Selbsthygiene erforderlichen Nullpunkt, von wo aus Freidenken und Freisehen ermöglicht werden, und zelebrierte seine bedächtigen Eingriffe mehr für sich als für andere. Als ob er seine Anwesenheit als Mensch in der Welt zu bezeugen wünschte, fotografierte er, wie sich die Umgebung unter dem Einfluß seiner Ortsmarkierungen veränderte. Angelehnt an Land-art, schwärmte er um 1980 in die Landschaft aus, nahm, statt diese abzubilden, so etwas wie eine Kennzeichnung betretener Weiten vor, und so durchspielte er noch einmal das Anliegen seiner Vorgänger.
Auf einer vom Wasser eines Flusses umspülten Insel, mitten in der Natur, errichtete er einen Turm aus dort gefundenen Steinen, wie wir es von Bergbesteigungen kennen, wo Steinhaufen den holprigen Weg weisen. Im Grunde legte Enneper von Menschenhand präparierte Spuren,…