Jürgen Raap
Mic Enneper
Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln, 5.4. – 25.5.1991
Das zeitlich parallel stattfindende Spektakel mit den hypernaturalistischen Skulpturen von Duane Hanson in der oberen Etage der Kölner Kunsthalle dürfte sich für die Raumskulptur von Mic Enneper im Erdgeschoß als Fluch und Segen zugleich ausgewirkt haben: Einerseits konnte die für den Laien sicherlich sehr schwierig rezipierbare Arbeit Ennepers zufällig und automatisch auch einen erheblichen Teil der Hanson-Fans anlocken, andererseits widersetzt sich Ennepers Konzept massenhaftem Publikumsgetümmel. Ich hatte das große Glück, bei einer Besichtigung vor der offiziellen Eröffnung allein im Raum jene “auratische Situation” zu erleben, in die Enneper seinen Gestaltungswillen münden lassen will.
Die Wände der Halle, sonst Ausstellungsfläche, sind nackt und weiß belassen. Gedämpftes Licht vermittelt kathedralenhafte Feierlichkeit – in der Nüchternheit einer eher protestantisch geprägten Kirchenkultur. Die Schritte hallen auf dem Boden, drängen sich als akustisches Pendant zur optischen Inszenierung auf, deren Kargheit auch den Blick schärft für Ausbesserungen in andersartigem Muster an den Bodenplatten und an Schäden und Löchern in der Decke, die man gemeinhin beim Ausstellungsbesuch übersieht. Solcherlei Wahrnehmungen sind nicht etwa Ablenkung, sie sind vielmehr inhärenter Teil eines konzeptuellen Pochens auf die Einmaligkeit und Einzigartigkeit des Ortes, der Zeit und der Situation einer plastischen Architektur, für die Enneper auch die geographische Position mit “50 Grad 56 Min/6 Grad 57 Min Nord Ost” exakt berechnet hat. Eine Arbeit, die nicht austauschbar oder transformierbar wäre; Enneper verzichtet sogar konsequent darauf, einzelne Teile und Materialien nach dem Abbau für künftige Skulpturen im Sinne des Recyclings weiterzuverwenden.
Ich erinnere mich an die Diskussion um…